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Alter braucht Leben

Ein älterer Herr deckt den Tisch, eine Dame legt Wäsche zusammen, eine andere schält Kartoffeln, ein weiterer Herr ist mit einer Mitarbeiterin der Hauswirtschaft unterwegs und verteilt Mineralwasser auf allen Etagen. Eine Momentaufnahme im Haus Kiekeberg in Rosengarten-Nenndorf an der Stadtgrenze zu Hamburg. Das Haus ist eine Einrichtung für ältere Menschen, die zur BeneVit Gruppe gehört. Hier wird ein Hausgemeinschaftskonzept gelebt, in dem es keine zentralen Strukturen gibt.

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Die Hausgemeinschaften werden täglich wie Familienhaushalte geführt, Mitarbeiter können ihre Kinder mitbringen, auch Hunde. Den Arbeitsablauf störe das überhaupt nicht, sagt Hausleiter Hendrik Eckert. Foto: BeneVit

Es ist das erste Konzept seiner Art in Niedersachsen. Der Tagesablauf soll sich bewusst an einem traditionellen Familienaufbau orientieren. Jeder Bewohner sorgt auch, neben den Mitarbeitenden des Hauses, für die Anderen und bringt sich, gemäß der vorhandenen Fähigkeiten und Bedürfnisse, aktiv in den Tagesablauf ein.

Kein Altenheim, ein Zuhause
Im Haus Kiekeberg im Zentrum des niedersächsischen Ortes Rosengarten-Nenndorf leben jeweils 12 bis 14 Menschen in sechs Hausgemeinschaften. Mittelpunkt jeder Wohnung ist eine Küche mit einem Essbereich und einem großen Wohnzimmer mit Sesseln, Sofa, Kaminofen, Kronleuchter, Teppichboden und antikem Holzschrank, der als Medikamentenschrank dient. Es gibt keine zentrale Küche oder Wäscherei. Die komplette Versorgung der Bewohner findet in den Wohnungen statt. So wie zuhause auch.

"Wir sind ein ganz besonderes Haus mit einem einzigartigen Konzept. Dies zu realisieren ist ohne ein besonderes Engagement aller Mitarbeiter nicht möglich. Hauswirtschaftliche Leistungen haben hier einen hohen Stellenwert und sind Teil der Therapie", sagt Hendrik Eckert, Leiter des Hauses. "Die übliche Trennung der Berufsgruppen gibt es bei uns nicht. Man erkennt nicht, wer zu welcher Berufsgruppe gehört. Egal ob Pflegekraft, Präsenzkraft, Betreuung oder Hausmeister, alle tragen die gleichen roten Poloshirts."

Alltag als Therapie
"Das Klischee Arbeit, Rente, pflegebedürftig durchbrechen wir, indem wir den Menschen die Möglichkeit geben, sinnvolle Arbeiten zu übernehmen. Der Alltag ist bei uns Therapie." Eckert gibt zu, dass es immer schneller geht, wenn Mitarbeiter bestimmte Arbeiten selbst erledigen, anstatt es mit den Bewohnern zu tun. Aber um schneller und perfekter zu sein geht es nicht, sondern darum, den Menschen zu zeigen, dass sie gebraucht werden. Und das funktioniert.

"Es kommt immer wieder vor, dass Bewohner nach einer Zeit in unseren Hausgemeinschaften wieder so viel Selbstständigkeit erlangen, dass sie einen niedrigeren Pflegegrad bekommen, also zurückgestuft werden oder gar wieder in ihre frühere Wohnung zurückziehen könnten. Genau das ist unser Ziel, dass wir alle Bewohner entsprechend ihren Möglichkeiten aktivieren. Wir mobilisieren alle, dauerhafte Bettlägerigkeit gibt es bei uns nicht", so Hendrik Eckert.

Qualität nicht behaupten, sondern täglich leben
Das Qualitätsmanagement für die Einrichtungen des Unternehmens ist wichtig. "Wir überprüfen fortlaufend, ob das BeneVit Hausgemeinschaftskonzept umgesetzt und Alltag als Therapie gelebt wird, es den Bewohnern gut geht und ob die Standards – unsere eigenen und die gesetzlich vorgeschriebenen – in Pflege und Betreuung eingehalten werden. Das sei kein Selbstläufer, weiß Eckert.

Obwohl die Mitarbeiterzufriedenheit laut externer Untersuchungen sehr hoch ist, macht der allgemeine Personalmangel in der Branche auch vor dem Haus Kiekeberg nicht halt. "Wir sind anders als andere Einrichtungen", so Eckert, "von daher haben wir immer noch genügend Personal gefunden, aber es ist bedeutend schwerer geworden und dauert länger, die geeigneten Mitarbeiter zu finden. Pflegefachkräfte können hier alles an aktivierender und ganzheitlicher Pflege umsetzen, was sie theoretisch in der Ausbildung gelernt haben. Und sie können gleichzeitig die Vorteile des Hausgemeinschaftskonzepts vor konventionellen Konzepten kennenlernen, die mit geringerer Arbeitsbelastung und mehr Zeit für die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner verbunden sind."

Durch die Auflösung zentraler Strukturen wie Küche oder Wäscherei sind 40 bis 50 Prozent mehr Mitarbeiter am Bewohner, das spürt man. Im Frühdienst kommen pro Mitarbeiter vier bis fünf Bewohner, und das bei gerade einmal zwei Bewohnern im ganzen Haus mit Pflegegrad 5; fast 80 Prozent der Bewohner sind in den niedrigen Pflegegraden 1 bis 3. Für die Experten: Die Pflegeziffer (der Durchschnitt aller Pflegegrade) liegt bei 2,89. Bei BeneVit ist jeder Tag sinnvolle Therapie: "Die Hausgemeinschaften werden täglich wie Familienhaushalte geführt, so dass Mitarbeiter auch ihre Kinder mitbringen können, auch Hunde. Den Arbeitsablauf stört das überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, stellt es doch einen großen Mehrwert für die Bewohner dar", fasst Hendrik Eckert das Credo des Hauses zusammen.

www.benevit.net