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Widersprüche gegen Pflegegrad-Einstufung in jedem zweiten Fall erfolgreich

Widersprüche von Pflegebedürftigen gegen eine
Pflegegrad-Einstufung waren 2017 in jedem zweiten Fall
erfolgreich. Bei 28,7 Prozent bestätigten die Gutachter
den Widerspruch und empfahlen einen anderen Pflegegrad,
berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf
Angaben des MDS.

- Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Ingrid Fischbach (CDU), kritisierte die intransparente Datenlage. Foto: Laurence Chaperon

Weitere 23,9 Prozent erhielten demnach eine neue
Pflegegrad-Empfehlung, weil sich der Hilfebedarf des
Pflegebedürftigen zwischenzeitlich verändert hatte.
2017 führten die Gutachter der Medizinischen Dienste
der Krankenversicherung (MDK) rund 1,6 Millionen
Pflegebegutachtungen nach dem neuen
Begutachtungsverfahren durch, das seit Januar 2017
gilt. Der Anteil der Widersprüche lag laut
Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der
Krankenkassen (MDS) bei rund 6,8 Prozent.

Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Ingrid
Fischbach (CDU), kritisierte, dass "valide und
umfassende Daten darüber, wie oft Kranken- und
Pflegekassen Anträge ablehnen oder erst nach einem
Widerspruch genehmigen" der Allgemeinheit "bisher nicht
zur Verfügung" stünden. Bislang gibt der MDS die
Widerspruchszahlen nur auf Nachfrage bekannt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz widersprach der
Kritik Fischbachs. "Nie waren Entscheidungen des MDK
transparenter als heute. Die Überprüfung, ob der
Gutachter alles richtig gemacht hat, lässt sich
deutlich leichter nachvollziehen, als früher im alten
System", sagte Vorstand Eugen Brysch dem Evangelischen
Pressedienst.