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Verband: Pflegekräfte gezielt anwerben

Angesichts einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die erneut auf den Fachkraftmangel exemplarisch in der nordrhein-westfälischen Altenpflege hinweist, fordert der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) eine gezielte Anwerbung von Pflegekräften im Ausland.

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Foto: AdobeStock_MH Anwerbung und Anerkennung von Pflegfachkräften aus dem Ausland seien noch immer viel zu kompliziert und dauerten zu lang, kritisiert der bpa.

„Tausende Kräfte fehlen in der Pflege, freie Stellen können monatelang nicht neu besetzt werden. Das IW und vor wenigen Tagen bereits der Barmer-Pflegereport belegen einen dramatischen Mangel an Pflegekräften, der längst Auswirkungen auf den Alltag der Menschen im Land hat“, sagt bpa-Präsident Bernd Meurer. „Wenn Intensivstationen in der Pandemie geschlossen werden und Krankenhäuser Betten reduzieren müssen, dann liegt das an fehlenden Pflegekräften. Die Bundesregierung muss die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung als die politische Megaaufgabe neben der Bewältigung des Klimawandels begreifen.“

Eine Stärkung der Pflegeschulen und ein Ausbau der Schulplätze sowie zusätzliche Weiterbildungs- und Umschulungsangebote seien wichtige Bausteine, könnten aber nicht schnell genug wirken, warnt Meurer. „Kurzfristig können die fast 30.000 vom IW identifizierten freien Stellen nur durch Zuwanderung besetzt werden. In vielen Ländern der Welt, die eine umgekehrte demografische Entwicklung aufweisen, warten gut ausgebildete Pflegefachkräfte darauf, in Deutschland arbeiten zu können. Anwerbung und Anerkennung aber sind viel zu kompliziert und dauern zu lang.“

Meurer verweist auf die Erfahrung der Industrie mit der Gewinnung von Arbeitskräften im Ausland. „In den 60er-Jahren wurden mit speziellen Anwerbebüros Arbeitskräfte für die Stahl- und Automobilindustrie gewonnen. Heute brauchen wir solche One-Stop-Anlaufstellen für Pflegekräfte in Vietnam oder auf den Philippinen, wo schnell und unkompliziert Visaerteilungen und Anerkennungen von Berufsabschlüssen zusammengeführt werden. Dazu stehen die Arbeitgeber bereit. Bund und die Länder müssen jetzt endlich aktiv werden, um die Unterstützung der Pflegebedürftigen und ihrer Familien zu sichern.“

Hintergrund

Laut einer jüngst vom IW veröffentlichten Studie kamen 2021 NRW-weit im Schnitt 4.464 offene Stellen für examinierte Altenpfleger auf nur 1.176 arbeitslose Pfleger. Rund 3.291 offene Stellen konnten hier 2021 nicht besetzt werden. Die sogenannte Stellenüberhangsquote lag 2021 bei rund 74 Prozent. Das bedeutet laut IW: „Selbst, wenn jeder arbeitslose Pfleger aus NRW einer offenen Stelle zugeordnet würde und bereit wäre, dort auch zu arbeiten, blieben noch mehr als sieben von zehn Stellen unbesetzt. Regional gibt es kaum Unterschiede, der Mangel lässt sich in fast allen NRW-Bezirken beobachten.“