Personal
Pflegepräsidentin: Jeder zweite müsste Gesundheitsberuf wählen
Die Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), Christel Bienstein, sieht Deutschland vor einer umfassenden Pflegekrise. “Wenn wir auf Dauer die Pflege unserer Bevölkerung sicherstellen wollen, dann brauchen wir fast jeden zweiten jungen Menschen, der in einen Gesundheitsberuf geht”, sagte Bienstein am 25. Oktober dem Deutschlandfunk.

Wenn sich hingegen der Fachkräftemangel weiter verschärfe, würden Menschen für sich oder für ihre Angehörigen keine ambulanten Pflegedienste oder stationäre Einrichtungen mehr finden, sagte sie. In den kommenden zehn Jahren gingen hunderttausende Pflegekräfte in den Ruhestand.
Die neue generalistische Ausbildung für Pflegefachkräfte wird den Personalmangel nach Ansicht von Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen nicht wesentlich entschärfen. “Ich bin skeptisch, ob es am Ende wesentlich mehr ausgebildete Kräfte geben wird”, sagte die Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz Pflege dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar entschieden sich mehr junge Menschen in Nordrhein-Westfalen für eine Ausbildung in der Pflege. Aber die Abbrecherquote sei nach wie vor hoch. Zudem sei abzuwarten, wie viele Auszubildende des ersten Jahrgangs unter dem neuen System die demnächst anstehenden Prüfungen bestünden und dann auch weiterhin im Pflegeberuf blieben.
Die Zahl der Pflege-Auszubildenden nahm nach Einführung der neuen Ausbildungsordnung laut Ruhrgebietskonferenz Pflege um fast zehn Prozent zu. Mehr als 92 Prozent der Auszubildenden gäben an, nach Ende ihrer Ausbildung im Pflegeberuf arbeiten zu wollen. “Aber das reicht nicht aus. Wir müssen deutlich mehr Menschen für diesen Beruf gewinnen”, sagte Gerling. Das werde nur mit Hilfe ausländischer Fachkräfte gehen. Deren Anerkennung gestalte sich aber noch zu schwierig. Ein Problem sei, dass ausländische Interessenten für die Pflegeassistenzausbildung keinen Aufenthaltstitel erwerben könnten, da diese Ausbildung nur ein Jahr dauere.
Gerling kritisierte, dass die Ausbildung für alle Pflegebereiche zwar nun gleich sei, die Bezahlung sich aber immer noch unterscheide. Die Träger von Einrichtungen der Altenpflege seien benachteiligt, weil die Fachkräfte dort weniger verdienten. “Wir leiden schon seit Jahrzehnten darunter, dass es da unterschiedliche Vergütungssystematiken gibt”, klagte Gerling. Die Erwartung, dass es im Zuge der Ausbildungs-Generalisierung auch die Bezahlung angeglichen werde, habe sich bislang nicht erfüllt. Generell sei der Pflegeberuf jedoch besser als sein Image. So sei es ein Mythos, dass man in der Pflege schlecht verdiene. Das Gehalt einer Pflegefachkraft sei auf dem gleichen Niveau wie das eines kaufmännischen Angestellten, betonte Gerling.
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