Pflege und Politik

Pflege ist Aufgabe der gesamten Regierung

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte am Montag
das Evangelische Altenheim St. Johannisstift in
Paderborn, um sich ein persönliches Bild von der
Arbeitssituation in der Pflege machen. Die CDU-Chefin
war der Einladung des Paderborner Altenpflegers Ferdi
Cebi gefolgt. Sie sprach sich für bessere
Arbeitsbedingungen in der Pflege aus.

- Bundeskanzlerin Angela Merkel ist von dem Pfleger Ferdi Cebi (l.) und Martin Wolf (Vorstand St. Johannistift) empfangen worden. Foto: Friedrich Stark/epd

Merkel traf zunächst Senioren in ihren Wohnbereichen
und nahm anschließend an einer Kaffeetafel mit den
Bewohnern teil. Danach stand ein Gespräch mit dem
Pflegepersonal auf dem Besuchsprogramm. Im Rahmen ihres
Besuchs sagte die Bundeskanzlerin: "Es gibt ganz
unterschiedlich getragene Einrichtungen und für alle
gilt: Die Menschen, die dort arbeiten, müssen gut
bezahlt werden, damit die Menschen, die dort leben,
auch gute Pflege bekommen." Um den Fachkräftemangel in
der Pflege zu bekämpfen, müsse der Beruf attraktiver
gemacht werden – durch vernünftige Arbeitszeiten und
eine angemessene Bezahlung unabhängig davon, in welcher
Trägerschaft sich das Heim befinde. Außerdem sagte
Merkel: "Wenn jemand jeden Tag mit Menschen arbeitet,
warum sollte derjenige oder diejenige dann nicht
genauso gut verdienen oder etwas mehr wie jemand, der
in einer Bank arbeitet oder an einer Maschine
arbeitet."

Merkel erklärte auch, Pflegekräfte dürften nicht
überfordert werden. Verbesserungen bei der Ausbildung
und Bezahlung seien auch Ziel der "Konzertierten Aktion
Pflege"
von Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). "Wir
müssen versuchen, das nicht ganz einfache System zu
ordnen und die Vielfalt zu einer Einheit zu machen."
Bundesweit solle ein vergleichbares Niveau von
Ausbildung und Bezahlung erreicht werden, sagte die
CDU-Chefin. Für die Pflege sei nicht nur der
Fachminister verantwortlich, sie sei Aufgabe der
gesamten Regierung.

Der Pfleger Cebi sprach sich zur Bekämpfung des
Personalmangels für flächendeckende Tarifverträge und
eine Fünf-Tage-Woche in allen Einrichtungen aus. Er
mahnte zugleich, dass nicht nur das Negative in der
Pflege gezeigt werden dürfe. "Die positiven Seiten
gehen ein bisschen unter, und das finde ich schade",
sagte Cebi am Morgen im RBB-Radio. Der Beruf habe viel
mehr schöne als negative Seiten. Der Altenpfleger hatte
Merkel im September vergangenen Jahres in der
ZDF-Wahlsendung "Klartext, Frau Merkel" nach Paderborn
eingeladen. Die Bundeskanzlerin, die überraschend
zugesagt hatte, wollte nun ihr Versprechen wahr machen,
sich vor Ort zu informieren.