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Konfliktforscher: Zunehmende Ökonomisierung der Pflegeheime begünstigt Gewalt

Gewalt zwischen Pflegekräften und Patienten wird nach
Ansicht des Konfliktforschers Andreas Zick durch die
zunehmende Ökonomisierung der Pflegeheime und Kliniken
begünstigt. Der Leiter des Instituts für
interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der
Universität Bielefeld (IKG) kritisierte den hohen
Zeitdruck auf das Personal.

- Gewalt lässt sich nur durch achtsame Pflege verhindern. Foto: Kzenon/AdobeStock

"Die Pflege wird weniger als ein soziales Verhältnis
zwischen Pflegenden und Patienten verstanden, sondern
eher als ein ökonomisches Dienstverhältnis", sagte Zick
dem Evangelischen Pressedienst (epd). Pflege und die
Versorgung kranker Menschen seien zwar schon lange ein
Arbeitsbereich, in dem es zu Gewalt komme. "Dass wir
nun mehr darüber hören, liegt daran, dass sie ein so
hohes Ausmaß angenommen hat, dass sie nicht mehr
übersehbar ist."

Der Leiter des IKG kritisierte die enge Zeittaktung und
die mangelnden Möglichkeiten, sich auf
Stresssituationen einzustellen. Das seien die Faktoren,
die Konflikte öfter in Aggression und Gewalt münden
lassen.

Zick kritisierte auch, dass zu wenig Zeit in die
Ausbildung des Personals investiert werde. Zum Beispiel fehlten häufig Trainings
zur Stärkung der Kommunikationskompetenzen sowie der
Konflikt- und Gewaltprävention.
Außerdem
müsse in den Einrichtungen gewährleistet werden, dass
Gewaltsituationen nachbereitet und aufgearbeitet
würden. Gewalt lasse sich nur durch achtsame Pflege
verhindern, sagte Zick. "Das funktioniert nicht, wenn
man weiter spart und Pflegekräfte im Schnellverfahren
auf einen rabiaten Pflegemarkt wirft."