Qualität

Große Qualitätsunterschiede zwischen Pflegeheimen

Bei der Gesundheitsversorgung in Pflegeheimen gibt es
laut einer Studie erhebliche Qualitätsunterschiede.
Problematisch sind teils zu viele wund gelegene
Patienten, längere Verordnungen kritischer Medikamente
und häufige Krankenhaus-Einweisungen. Das ergab eine
Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
(WIdO).

- Die Pflegequalität ist in Altenheimen sehr unterschhiedlich. Adobe Stock/Fotohansel

Bei Dekubitus gab es demnach im auffälligsten Viertel
der Heime jährlich zwölf neue Fälle pro 100 Bewohner –
beim besten Viertel waren es nur bis zu vier Fälle.
Diese großen Unterschiede seien auffällig, auch wenn es
in manchen Einrichtungen mehr Risikopatienten gebe.
Dort seien stärkere Vorkehrungen nötig, um ein
Wundliegen zu vermeiden.

Für die Qualitätsmessung wurden anonymisierte
Abrechnungsdaten zu 232.000 AOK-Versicherten aus 5600
Heimen von 2015 ausgewertet. Dies entspricht demnach
etwa der Hälfte der deutschen Heime und knapp einem
Drittel der stationär Pflegebedürftigen über 60 Jahre.
"Wichtig ist, dass wir auch die uns bekannten Probleme
bei der gesundheitlichen Versorgung von
Pflegeheimbewohnern aufgreifen und nicht nur die Pflege
im engeren Sinne beleuchten", sagte
WIdO-Pflegeforscherin Antje Schwinger.

Problematisch sind laut Studie auch Psychopharmaka. Im
auffälligsten Viertel der Heime bekam demnach
statistisch betrachtet jeder Bewohner mit Demenz in
zwei Quartalen eine Verordnung für ein Antipsychotikum.
Diese Rate liege um das 1,5-Fache höher als im besten
Viertel der Heime.

Unterschiede gibt es auch bei Einweisungen ins
Krankenhaus. Laut Studie gab es im auffälligsten
Viertel der Heime 42 womöglich teils vermeidbare
Einweisungen pro 100 Bewohner im Jahr. Im besten
Viertel der Heime waren es 22.

Analysiert wurden auch Fälle von Harnwegsinfektionen,
und wie es um Kontakte zu Haus- und Fachärzten bestellt
ist. Insgesamt gebe jeder untersuchte Aspekt Hinweise
auf eine "erhebliche Schwankung der Versorgungsqualität
zwischen den Pflegeheimen", resümiert die Studie, die
der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Fast ein Fünftel
(19,3 Prozent) der Heime war in mindestens drei der
sechs ausgewählten Kennzahlen auffällig. Bei gar keinem
Aspekt im auffälligsten Viertel der Heime lag ebenfalls
ein gutes Fünftel (21 Prozent) der Einrichtungen.

Pflegeforscherin Schwinger betonte, erforderlich sei
noch mehr Transparenz über die tatsächliche Versorgung.
Wie schon bei Kliniken üblich, sollten dafür auch in
der Pflege Daten einfließen, die routinemäßig bei den
Krankenkassen erhoben werden.