Qualität

Der Pflege-TÜV steht vor einer grundlegenden Zäsur

Neue Qualitätsindikatoren, Verzicht auf Noten,
geänderte Stichprobe: Der so genannte "Pflege-TÜV" wird
im nächsten Jahr auf eine komplett neue Grundlage
gestellt. "Es ändert sich fast alles", sagt
Qualitäts-Experte Michael Wipp

- Michael Wipp: "Pflegenoten gibt es nicht mehr."

Herr Wipp, das neue Qualitätsmessungsverfahren
rückt immer näher. Wie sehen die nächsten Schritte aus
– und wann wird das neue System
scharfgeschaltet?

Es ist davon auszugehen, dass das neue System im
dritten oder vierten Quartal 2019 umgesetzt wird, wobei
auf Grund der Komplexität des Systems gegenwärtig auch
eine schrittweise Einführung diskutiert wird. Aktuell
müssen zunächst von den Vertragsparteien des
SGB XI noch verschiedene Richtlinien und
Vereinbarungen – etwa die Maßstäbe und Grundsätze nach
§ 113 SGB XI und die
Qualitätsdarstellungsvereinbarungen § 115 1 a
SGB XI – fertiggestellt werden.

Auf was müssen sich die Heime einstellen – was
ändert sich?

Es ändert sich eigentlich fast alles. Deutlich
umfassender werden die sogenannten "Qualitätsrelevanten
Informationen" über die Einrichtung, die wie bisher
schon für die Öffentlichkeit darzustellen sind und
nicht in die Bewertungen einfließen.Zudem müssen die
Einrichtungen nun zweimal im Jahr Versorgungsergebnisse
melden, aus denen dann die Indikatoren für die Prüfung
und gleichzeitig der Vergleich mit anderen
Einrichtungen ermittelt wird. Dabei handelt es sich um
voraussichtlich zehn Qualitätsindikatoren wie Stürze
von Bewohnern, Dekubitusentstehung oder die Awendung
von Gurten und Bettseitenteilen.In der externen
Qualitätsprüfung prüft der MDK sechs
Qualitätsbereiche.
Pflegenoten gibt es nicht mehr. Bei den
Ergebnisindikatoren gibt es eine Abstufung von weit
über bis weit unter den Durchschnitt; die zu
veröffentlichenden Ergebnisse des Teils der externen
Prüfung erfolgt voraussichtlich in Form von Smileys
oder ähnlichen Darstellungen.
In der Diskussion ist gegenwärtig auch, die
Qualitätsprüfungen bei guten Ergebnissen nur alle zwei
Jahre durchzuführen; ebenso wird überlegt die Prüfung
am Tag zuvor anzukündigen.

Der bisherige "Pflege-TÜV" wurde oft
kritisiert. Die Pflegenoten besäßen nur eine begrenzte
Aussagekraft, weil nahezu alle Einrichtungen sehr gute
Ergebnisse erzielten. Wird sich das durch das neue
System ändern?

Das neue Bewertungssystem steht auf zwei Säulen: zum
einen fließen die Versorgungsergebnisse aller Bewohner,
die zweimal im Jahr an die Datenauswertungsstelle
gemeldet werden müssen, in die Bewertung ein. Und zum
anderen sind nach wie vor die Ergebnisse einer
Stichprobe, bei der neun Bewohner in die externe
Qualitätsprüfung durch den MDK einbezogen werden,
relevant. Dabei wird auch die Auswahl der in die
Stichprobe einzubeziehenden Bewohner komplett
geändert.
Durch die beschriebene Mischung aus
Versorgungsergebnissen und Stichprobe wird die
Qualitätsbewertung auf eine wesentlich breitere
Grundlage gestellt. Die an den Ausarbeitungen
beteiligten Experten sind sich allesamt einig, dass es
zu einer nicht unerheblichen Ausdifferenzierung der
Einrichtungen untereinander kommen wird.

Details zum neuen Prüfverfahren und
konkrete Umsetzungstipps
in der
stationären Pflege erhalten Sie von Michael Wipp auf
der Konferenz-Reihe "Altenheim
Managertage"
in Würzburg, Hamburg, Dortmund und
Berlin. Infos und Anmeldung unter: ah-managertag.de
Michael Wipp ist Geschäftsführer Qualitätsmanagement
bei der Emvia Living Gruppe und Inhaber des
Beratungsunternehmens WippCare. Infos: michael-wipp.de