Pflege und Politik

Anwerben von Pflegekräften löst Probleme nicht

Der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer warnt
davor, vermehrt Pflegefachkräfte aus weniger
entwickelten Staaten für die westlichen Industrieländer
anzuwerben. Der Wegzug gut ausgebildeter Fachkräfte
habe dramatische Folgen für das Gesundheitswesen der
Heimatländer, sagte der Historiker dem Evangelischen
Pressedienst (epd).

- Hat der Wegzug gut ausgebildeter Fachkräfte dramatische Folgen für das Gesundheitswesen der Heimatländer? Foto: El-Nawab

"Dort drohen die Versorgungssysteme zu versagen, auch
mit negativen Folgen für die meist ohnehin schon
begrenzten Kapazitäten für die Ausbildung", betonte der
Professor am Institut für Migrationsforschung und
Interkulturelle Studien.

Der Professor sieht den Einsatz von ausländischem
Personal zur Lösung der hiesigen Personalprobleme
generell kritisch: "Zuwanderung kann einen Beitrag dazu
leisten, in einer Übergangsphase, in der es um eine
grundsätzliche Neuausrichtung im Pflegebereich geht,
ein Stück weit einen Mangel auszugleichen. Er kann auch
dazu dienen, Pflegekräfte aus anderen Ländern aus- und
fortzubilden. Sehr viel mehr aber nicht."

Oltmer warb dafür, die Anwerbungen von Fachkräften in
anderen Ländern vertraglich zu regeln. "Internationale
Standards müssen entwickelt werden, damit die
Konkurrenz um Pflegefachkräfte die globale Ungleichheit
in der Gesundheitsversorgung nicht weiter anwachsen
lässt." Vor allem aber müsse der Ausbau der nationalen
Ausbildungssysteme weltweit massiv vorangetrieben
werden.

Die Oktoberausgabe von Altenheim
hat sich im Schwerpunkt mit dem Thema Pflegepersonal
aus dem Ausland beschäftigt.