Pflege und Politik
Zuzahlungen für Pflege im Heim weiter gestiegen
Auch zum Start ins Jahr sind die finanziellen Belastungen für Pflegheimbewohner und ihre Familien weiter gestiegen. Wie aus aktuellen Daten des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hervorgeht, ist allein der Eigenanteil an den Pflegekosten für die Versicherten im Jahresvergleich von 831 Euro (1. Januar 2021) auf jetzt 912 Euro im Bundesdurchschnitt gestiegen. Der BIVA-Pflegeschutzbund forderte unterdessen eine „echte Pflegereform“ vom neuen Bundesgesundheitsminister, um die Eigenanteile fest zu deckeln.

Für Pflegebedürftige sind Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter gestiegen. Zum 1. Januar waren im bundesweiten Schnitt 2179 Euro im Monat aus eigener Tasche fällig, wie aus neuen Daten des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hervorgeht. Das waren 111 Euro mehr als Anfang 2021. Es gibt aber weiter große regionale Unterschiede. Im Länder-Vergleich am teuersten sind Heimplätze in Nordrhein-Westfalen mit nun durchschnittlich 2542 Euro und in Baden-Württemberg mit 2541 Euro. Am niedrigsten lag die Belastung in Sachsen-Anhalt mit 1588 Euro im Monat. Mit Jahresbeginn greifen aber auch erste Entlastungen, die noch die alte Bundesregierung auf den Weg gebracht hatte.
In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Hinzu kommen die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Der Eigenanteil allein für die reine Pflege stieg nun im bundesweiten Schnitt auf 912 Euro, nachdem es zum 1. Januar 2021 noch 831 Euro gewesen waren. Zum Schutz vor stärkeren Belastungen traten zu Jahresbeginn die Neuregelungen der jüngsten Pflegereform (GVWG) in Kraft. Heimbewohner bekommen neben den Zahlungen der Pflegekasse jetzt einen Zuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil für die reine Pflege soll so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent sinken, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Der ehrenamtliche Vorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Uwe Klemens, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Entwicklung bei den Eigenanteilen müsse genauestens beobachtet werden. Gegebenenfalls seien weitere Begrenzungsmaßnahmen nötig.
Aus Sicht des BIVA-Pflegeschutzbundes bringt dieser Zuschlag der Pflegekassen am Ende aber kaum Entlastung für die Pflegebedürftigen. „Aufgrund steigender Personal- und Lebenshaltungskosten wird dieser Leistungszuschuss gar nicht zu Buche schlagen, sodass zukünftig noch mehr Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner zu Sozialhilfeempfängern werden“, kritisierte Dr. Manfred Stegger, Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation, in einer Pressemitteilung des BIVA vom 19. Januar. „Das finanzielle Risiko muss für die Betroffenen kalkulierbar sein. Dies geht nur, wenn die Eigenanteile fest gedeckelt sind. Wir fordern von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine echte Pflegereform.“ Der BIVA-Pflegeschutzbund fordert seit langem eine Umkehr des finanziellen Risikos von den Versicherten auf die Versicherung im Sinne eines sogenannten Sockel-Spitze[1]Tausches. Demnach sollte der Betroffene einen fixen Beitrag leisten und das darüber hinausgehende Risiko von der Pflegeversicherung getragen werden – wie bei einer echten Kaskoversicherung. „Das Pflegereförmchen der alten Bundesregierung war eine große Enttäuschung für alle Betroffenen. Der neue Bundesgesundheitsminister hat jetzt die Chance, die Probleme richtig anzupacken. Weitere kleine „Pflästerchen“ werden uns mittelfristig nicht helfen“, so Stegger.
Laut den neuen Daten des vdek sind nicht nur Zuzahlungen für die reine Pflege gestiegen. Für Unterkunft und Verpflegung waren mit Stand 1. Januar im bundesweiten Schnitt 801 Euro pro Monat fällig – nach 779 Euro Anfang 2021. Als Zuzahlung für Investitionskosten in den Heimen fielen im Schnitt 466 Euro im Monat an (1. Januar 2021: 458 Euro).
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