Pflege und Politik
Wird die Ausbildungsqualität gesenkt?
Mit deutlicher Kritik bewertet der Deutsche Bildungsrat
für Pflegeberufe die finale Fassung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung
(PflAPrV) . Auch die Hochschule für
Gesundheit (hsg) in Bochum meldet Zweifel an.

Der Referentenentwurf sei aus politischen Gründen
geändert worden: Das Niveau der Altenpflegeausbildung
ist abgesenkt worden und damit fast an das Niveau einer
Assistentenausbildung gerückt, schreibt der Verband in
einer Pressemitteilung.
Im jetzt vorliegenden Entwurf werden die Anforderungen
an die Beherrschung des Pflegeprozesses abgespeckt.
Dabei werde verkannt, dass schon die Erhebung und
Feststellung des Pflegebedarfs, die jetzt eine
vorbehaltene Aufgabe aller Pflegefachpersonen werden
soll, das A und O für die weitere Gestaltung des
Pflegeprozesses ist. Es ist nicht nachvollziehbar,
warum hier Altenpfleger weniger qualifiziert sein
sollen als die anderen Pflegefachpersonen. Ebenso wenig
sei nachvollziehbar, warum gerade in der Altenpflege
weniger kommunikative Kompetenzen der
Pflegefachpersonen erforderlich sein sollen als in der
sonstigen Pflege.
"Die geplanten Absenkungen in den Anforderungen an die
Ausbildungsqualität in der Altenpflege, die zum Teil
sogar hinter den gegenwärtigen Anforderungen nach dem
AltPflG zurückbleiben, sind nicht nur rückwärtsgewandt,
sondern können kontraproduktive Wirkungen nicht nur in
der Versorgung, sondern auch in der Berufswahl
erzeugen", schreibt Gertrud Stöcker, Vorsitzende
des Deutschen Bildungsrats für Pflegeberufe (DBR).
Prof. Dr. Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule
für Gesundheit (hsg Bochum), in Bochum, verweist auf
einen weiteren kritischen Aspekt: "Statt die
Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen, um nicht nur
mehr, sondern auch mehr hochqualifiziertes Personal für
diesen Bereich zu gewinnen, wird diskutiert, dass
Pflegehilfskräfte in 186 Stunden zu Fachkräften für
Behandlungspflege qualifiziert werden sollen. Natürlich
benötigen wir in der Pflege einen gesunden Mix aus gut
ausgebildeten und hochqualifizierten Fachkräften sowie
aus Pflegeassistenz- und Pflegehilfskräften. Aber in
der aktuellen Diskussion wird suggeriert, dass wirklich
jeder eine Pflegekraft werden kann." Angesichts der
massiven Probleme in der Gesundheitsversorgung
könne das Absenken der Ausbildungsqualität nicht die
richtige Antwort sein, so Friedrichs in einer
Mitteilung der Hochschule.
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