Pflege und Politik

Thüringen: FDP sieht Impfpflicht für Pflegekräfte kritisch

Die FDP-Gruppe im Thüringer Landtag sieht die geplante Impfpflicht für Pflegekräfte kritisch und fordert: Zunächst müssten die gefährdeten Menschen geimpft werden. Unterdessen meldet der thüringische Landkreis Saalfeldt-Rudolstadt, dass sich nach einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in Rudolstadt die Zahl der Todesopfer auf 27 erhöht hat. Rund ein Drittel der Bewohner:innen des Hauses seien ungeimpft.

Aeltere Person wird im Pflegeheim geimpft
Foto: AdobeStock_ lenaconstantin „Die Devise muss lauten: Impft die Richtigen! Das sind zuallererst die gefährdeten Menschen selbst“, meint Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich.

Die Impflicht für Pflegekräfte berge das Risiko, „dass sich die besonders gefährdeten Menschen in falscher Sicherheit wiegen“, teilte der Sprecher der FDP-Gruppe im thüringischen Landtag, Thomas Kemmerich, am 7.12. mit. Derzeit seien 83 Prozent der über 60-Jährigen in Thüringen geimpft. Dort gelte es anzusetzen. „Die Devise muss lauten: Impft die Richtigen! Das sind zuallererst die gefährdeten Menschen selbst.“ Kemmerich zeigte sich auch besorgt, dass Pflegekräfte, die sich partout nicht impfen lassen wollen, den Beruf verlassen könnten. Das verschärfe den Pflegenotstand weiter. „Bevor wir die Schutzmaßnahmen durch einen massiven Eingriff in die Grundrechte weiter verschärfen, sollten wir uns zunächst sehr genau anschauen, wie sich die Testpflicht auf das Infektionsgeschehen in den Heimen auswirkt“, sagte Kemmerich.

In Thüringens Pflegeheimen waren zuletzt immer wieder Corona-Ausbrüche bekannt geworden. Binnen eines Monats verzeichnete das Landesverwaltungsamt 253 Todesfälle. In einem Heim in Rudolstadt wurden bis Dienstag 27 Todesfälle bekannt. In dem Heim mit ehemals 141 Bewohnern gebe es aktuell zudem noch bei sechs Bewohnern positive Corona-Tests, teilte das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt am 7.12. mit. In den letzten Tagen gab es immer wieder Nachmeldungen: So hatte das Landratsamt am vergangenen Freitag erst 18 Todesfälle gemeldet. Insgesamt sei rund ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner nicht geimpft, hatte die Behörde vergangene Woche mitgeteilt. Von den 18 gemeldeten Todesopfern vom Freitag habe bei 14 kein vollständiger Impfschutz bestanden. Bei den neu dazugekommenen Fällen konnte ein Sprecher am Dienstag keine Aussagen über den Impfstatus treffen.

Der Fall hatte am Wochenende bundesweit für Reaktionen gesorgt. Der designierte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte entsetzt reagiert und von „völliger Unvernunft“ gesprochen. Nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums hatte es ausreichend Impfangebote in dem Heim gegeben. Die tragischen Ereignisse hätten ihren Ursprung in der bewussten Ablehnung der Impfung durch Bewohner und deren Angehörigen, hatte eine Sprecherin mitgeteilt.