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Robotik in der Pflege: Forschungsprojekt abgeschlossen

Das Forschungsprojekt „Nutzerzentrierte Interaktionsgestaltung für kontextsensitive und akzeptable Roboter“ (kurz: NIKA) ist nach drei Jahren abgeschlossen. Seit Beginn des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts ist die Diskussion um den Einsatz von Robotern in der Pflege lauter geworden: Der drängende Personalmangel ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Untersucht wurde, wie Roboter aussehen müssen, damit sie von älteren Menschen akzeptiert werden.

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Foto: Werner Krüper In dem Projekt wurde erforscht, wie Roboter sich verhalten und wie sie Emotionen zum Ausdruck bringen sollen. Als Ergebnis ist ein Repertoire an Verhaltensweisen entstanden, mit dem künftig soziale Roboter für den Einsatz in der Pflege programmiert werden können.

Die Forschungspartner begannen unter der Koordination des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg zunächst die Wirkung der Gestalt von Robotern zu untersuchen. Dazu wurden den Bewohner:innen des Wohn- und Pflegezentrums Flugfeld in Böblingen die drei Grundtypen – menschenähnliche, tierähnliche und abstrakt aussehende robotische Systeme – vorgestellt. Die Präferenz fiel eindeutig auf den humanoiden Roboter Pepper. Als sozialer Roboter ist er mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Sensorik ausgestattet und in der Lage, mit Menschen in Echtzeit zu kommunizieren.

 

Für diesen Robotertyp entwickelte das Forscherteam zwei verschiedene Spiele: Scharade, bei dem ein Wort durch Körperbewegung dargestellt wird und vom Gegenüber erraten werden muss, sowie ein Quiz, das unter Berücksichtigung ihrer Biografie und Lebenswelt auf die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche der Nutzenden zugeschnitten werden kann. Beispielsweise können Angehörige Fotos hochladen oder Fragen mit einem Bezug zum Spielenden eingeben, um gezielt Erinnerungen zu aktivieren. Entscheidend für eine gelungene Interaktion zwischen Mensch und Maschine: Der Roboter muss sich in seiner Rolle als Moderator oder Mitspieler passend verhalten und Emotionen zum Ausdruck bringen. „Die teilnehmenden Bewohner:innen wünschten sich Abwechslung in den Reaktionen und angemessene Emotionen. Ein Roboter sollte auf unterschiedliche Art motivieren und auch mal ein Späßchen machen“, erklärt Tibor Vetter, beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg verantwortlich für das Projekt.

 

Die Herausforderung für das Team bestand darin, die Interaktionssituationen und die zugeordneten Reaktionen exakt zu definieren. Aus den Ergebnissen der Entwicklung und praktischen Überprüfung ist ein ganzes Repertoire an verbalen und gebärdenhaften Verhaltensweisen („Pattern-Wiki“) entstanden, das künftig als universelle Sprache zwischen Mensch und Roboter zur Verfügung steht.

 

Für die Betreuung geeignet

Ein Ziel des Projekts lag in der Definition von geeigneten Einsatzfeldern für soziale Roboter. „Wir sehen die Vorteile insbesondere beim Einsatz zur Aktivierung und Unterhaltung im Rahmen der Betreuung“, erklärt Tibor Vetter. Die teilnehmenden Bewohner:innen fanden Pepper geeignet, um Einsamkeit entgegen zu wirken und um ihr Gedächtnis zu trainieren. Das Bedürfnis nach Gesellschaft und Kommunikation wurde durch die gemeinsame Zeit mit dem Roboter befriedigt. Sie führten als positiv an, dass mit dem Roboter immer jemand zum Spielen da ist. Apathie entgegenzuwirken und ältere Menschen zu körperlicher und geistiger Aktivität anzuregen, könnte somit zumindest ein Stück weit auch durch Roboter unterstützt werden. Im Rahmen des Praxistests beobachtete das Forschungsteam auch systematisch das Verhalten der Bewohner: Sie waren konzentriert beim Spiel und zeigten positive Emotionen.

Projektpartner:

  • Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, Stuttgart
  • Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart
  • Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT), Stuttgart
  • C&S Computer und Software GmbH, Augsburg
  • Universität Tübingen, Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW), Tübingen