Pflege und Politik

Koalition sollte Pflegeversicherung reformieren

Die Initiative Pro-Pflegereform fordert von der
zukünftigen Regierung, eine strukturelle Veränderung
der Pflegeversicherung anzugehen. Der grundlegende
Reformbedarf gehe aus einem Gutachten von Prof. Dr.
Heinz Rothgang hervor.

- Die Leistungen dürfen nicht von der Wohnform abhängen, finden Experten. Foto: Adobe Stock/ iceteastock

Die Finanzierung dürfe nicht von der Wohnform abhängen,
für die sich eine pflegebedürftige Person entschieden
hat. Dafür sei es nötig, die Sektorengrenzen abzubauen.
"Die Trennung von ambulant und stationär ist
innovationsfeindlich, behindert flexible Wohnformen",
sagt Bernhard Schneider, Sprecher von Pro-Pflegereform.
Es sei für Pflegebedürftige ungerecht, dass der
Lebensort die Leistung bestimme. Das Gutachten zeige,
dass die Pflege leistungsrechtlich und
leistungserbringungsrechtlich nach denselben Regeln
funktionieren könne und zwar unabhängig davon, wo
Pflegebedürftigen betreut werden. Damit würde die
Pflege nicht mehr entlang der Trennlinie
ambulant/stationär sondern über Wohnen/Pflege
organisiert. Die Experten fordern außerdem, dass die
Krankenversicherung die Leistungen der medizinischen
Behandlungspflege auch in stationären Einrichtungen
übernimmt. Pflege-, Betreuungs- und
Rehabilitationsleitungen hingegen könnten vollständig
in die Finanzierungsverantwortung der Pflegekassen
verlagert werden. In diesem ersten Schritt der
Umgestaltung würden keine Mehrkosten anfallen. Das
aktuelle Budget würde nur effizienter eingesetzt. Die
Forscher haben auch untersucht, wie das finanzielle
Risiko des Einzelnen aufgehoben werden kann. Bisher
deckt die Pflegeversichrung nur einen festen
Sockelbetrag ab. Darüber hinaus anfallende Kosten
müssen die Versicherten selbst tragen. Die Experten
schlagen einen "Sockel-Spitze-Tausch" vor. Heißt: Die
Versicherten zahlen einen festen Eigenanteil, den Rest
übernimmt die Pflegeversicherung. Zeitgleich hatte der
Bundesverband der kommunalen Senioren- und
Behinderteneinrichtungen die Politik aufgefordert,
konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels
zu ergreifen.