Allgemein

Den Textilprozess effizient steuern

Für die dauerhafte Kennzeichnung von Kleidungsstücken und Textilien gibt es viele unterschiedliche Methoden. Welches System für die jeweiligen Anforderungen das richtige ist, erfordert umfangreiche Recherche. Gut geplant lässt sich der Textilprozess optimal und kostenbewusst steuern: ein Mehrwert für alle Bereiche.

Besonders in den sozialen Einrichtungen stellt sich die Frage, wie die Textilien der Bewohner und Tagesgäste so etikettiert werden können, dass eine zweifelsfreie Zuordnung zu ihren Besitzern jederzeit möglich ist. Die Kennzeichnung muss den harten Anforderungen des textilen Alltags standhalten können. Die Kennzeichnungsmöglichkeiten sind heute sehr vielfältig. Es können Stick- und Webe-Etiketten, Patch-Etiketten, händische Beschriftungen, Barcodes und RFID-Tags eingesetzt werden. Bei der Auswahl der Methode sollten neben der guten Lese-und Haltbarkeit auch die Optik und gute Trageeignung für die Nutzer berücksichtigt werden. Die Art der Anbringung der gewählten Kennzeichnung ist immer ein arbeitsintensiver Prozess, der sehr sorgfältig von der Arbeitsplatzgestaltung bis zum systematischen Handeln von geschulten Mitarbeitenden geplant sein muss. Jede Anbringungsart hat ihre Vor- und Nachteile. Gewebte Namensbänder werden händisch eingenäht, diese Bänder können einfach wieder entfernt werden, benötigen aber zum Anbringen viel Zeit. Beim Einpatchen werden die Etiketten in einem speziellen Temperaturbereich und mit Druck fixiert. Mehr und mehr haben sich in den letzten Jahren die Barcodes durchgesetzt. Hier kann der Ein- und Ausgang der Wäsche durch einen Scanner erfasst und Mithilfe eines Softwaresystems namentlich festgehalten werden. Barcodes werden ebenfalls eingepatched. Ohne Lesegerät ist allerdings nicht ersichtlich, wem das Kleidungsstück/Textil gehört. Was dem Barcode hinterlegt werden soll, ist individuell festlegbar. Bei Ausschreibungen und Angebotsaufforderungen sollte an die potenziellen Dienstleister die Frage bzw. der Wunsch der Art der Etikettierung klar formuliert werden und auch, was durch sie erreicht werden soll.

Die Kosten werden transparent

Eine zeitgemäße Textilkennzeichnung, Rückverfolgbarkeit sowie personen- und datengenaue Dokumentation der erbrachten Wäscheleistungen ermöglichen es, die Kosten exakt und transparent vorzulegen. Sind den einzelnen Textilien Kostenstellen zugewiesen, können entsprechende Statistiken angefertigt werden, die zur Qualitäts- und Prozesssteuerung und Optimierung genutzt werden können. Gleichzeitig kann die Kundenzufriedenheit deutlich erhöht werden. Exakte Daten, wie z. B. zur Lebensdauer und Einsatzhäufigkeit von Reinigungstextilien und deren Verbleib können ebenfalls jederzeit generiert werden.

Exakte Budgetierung ist möglich

Eine moderne Identifikationstechnologie über RFID erleichtert die Kostenzuordnung und Berechnung einzelner Kostenstellen. Aus dem statistischen Datenmaterial kann eine exakte Budgetierung erfolgen, Bereichsvergleiche können durchgeführt werden.

Aus der Verbrauchssteuerung heraus können die Lagerbestände angepasst werden. Inventuren sind jederzeit unproblematisch und mit wenig Zeitaufwand möglich, Inventurdifferenzen können nach ihrer Erhebung den jeweiligen Kostenstellen zugeordnet und Verluste entsprechend rückverfolgt bzw. kritisch hinterfragt werden. Im Leasingbereich kann der Lebenszyklus (Lifecycle) festgelegt und der Austauschrhythmus im Vorfeld festgelegt werden. Bei Versicherungsfällen könnte zudem nachgewiesen werden, wie alt das verloren gegangene Wäschestück tatsächlich ist und wie hoch demnach der Widerbeschaffungswert sein müsste. All diese Möglichkeiten dürften Controller erfreuen.

Denkt man in die Zukunft, könnten mit diesen neuen Technologien ältere einrichtungseigene Wäschereien modernisiert werden. Das in seiner letzten Stufe am 1. Januar 2020 in Kraft getretene Bundesteilhabegesetz bietet für die Schaffung von behindertengerechten Arbeitsplätzen immense Fördergelder, die in moderne Technologie, Arbeitsplatzanpassungen eingesetzt werden können.

Hier treffen sich die Notwendigkeiten, für die eigenen Mitarbeitenden die Arbeitsplätze alternsgerecht und oft auch behindertengerecht aufzuwerten und neue Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap zu schaffen. Dies wäre beim kommenden Arbeitskräftemangel eine sehr vorausschauende Überlegung.

Was bei der Umrüstung geklärt werden sollte

Steht ein grundsätzlicher Neuanfang oder Umrüstung an, sollten folgende Fragen zur Auswahl des Systems weitestgehend beantworten werden:

  • Welche Bedarfe haben die Kunden und die Fachbereiche?
  • Was muss in Sachen Schnittstellen beachtet werden?
  • Wie sollen die einzelnen Prozesse innerhalb des Wäschekreislaufes gestaltet werden?
  • Welche unternehmerischen und kundenbezogenen Ziele werden verfolgt?
  • Welche Eigenschaften soll das Kennzeichnungssystem haben?
  • Soll das Volumen des Wäschekreislaufs (Textilmenge) später erweitert werden?
  • Kann das ausgewählte System technisch später ausgebaut werden?
  • Sind Softwareschnittstellen bei einem elektronischen System machbar?
  • Welche Investitionen sind bei welchem System zu tätigen?

Die Kennzeichnung mittels Barcode bzw. Matrix erfolgt als Strichcode in der Regel auf textilem Gewebe. Barcodes werden eingepatched. Ohne Lesegerät ist allerdings nicht ersichtlich, wem das Kleidungsstück/Textil gehört. Es muss entschieden werden, ob ein Barcode reicht oder ob für die interne Bereichsarbeit zusätzlich lesbare Daten, wie Name, Wohnbereich, Waschprogramm, in Klarschrift auf dem Etikett aufgebracht werden. Barcode- und QR-Code- gekennzeichnete Wäschestücke müssen nach wie vor händisch erfasst werden.

Kennzeichnungsbänder sind variantenreich

Patchbänder können in unterschiedlichsten Materialien ausgewählt werden; beispielsweise Polyester-Taft-Band, Nylon-Taft-Band, Polyester-Satin-Band. Vom Material hängt die Patchtemperatur ab. Auswahlkriterien der Kennzeichnungsbänder sind:

  • Einpatchtemperatur (170 bis 204 Grad Celsius)
  • Patchdauer (8-12 Sek.)
  • Einsatzzweck
  • Widerstandfähigkeit
  • Mangelbarkeit
  • wenn nötig Elastizität
  • wenn nötig flammhemmend
  • Breite
  • farbige Randstreifen oder
  • vollfarbig
  • Robustheit
  • vorgestanzte Etiketten

Weiter gedacht könnten die Etiketten in unterschiedlichen Farben – vollfarbig, Streifen, Punkte – ausgewählt und eingearbeitet werden, sodass im internen Wäschekreislauf beim Schmutzwäscheabwurf der Mitarbeitende bereits an der Farbe des Etikettes erkennen kann, in welchen Sammelsack das schmutzige Textil abgeworfen werden soll.

Das gleiche System geht auch ganz konventionell, wenn auf die vorhandenen Patches ein entsprechender Farbpunkt hinzugepatched wird oder bei Neuanschaffung von Patchbändern gleich entsprechende farbunterschiedliche Bänder genutzt werden.
Es gibt auch Papierhaftetiketten, die beispielsweise für das Etikettieren von eingepackten Wäschestapeln, Transportboxen, aber auch im Küchenbereich für die Beschriftung von Lebensmittellieferungen und Wohnbereichskomissionierungen verwendet werden könnten, ebenso für alle anderen nötigen Beschriftungen in der Einrichtung, von der Dekobox bis zu Postfächern. Da lohnt die richtige Anschaffung ganz sicher.

Passende Thermotransferdrucker

Die Thermodrucker für die Etiketten müssen eine sehr gute Druckqualität ermöglichen. Will man unabhängig und zeitlich flexibel bleiben, sollte der Drucker in der Einrichtung vorhanden sein. Er kann mit einem PC oder allein bedient werden. Wird entsprechende Software mit eingekauft, können die Etiketten sehr individuell gestaltet werden.

Bei der Auswahl von Druckern und Systemen sollte auf folgende Punkte geachtet werden:

  • eine schnelle Inbetriebnahme und einfache Bedienung
  • mehrzeiliges Ausdrucken
  • rückstandsfreies Ablösen von Etiketten
  • Wahl zwischen Einmal- und Dauerkennzeichnung
  • wartungsarmes Gerät
  • Gestaltungsmöglichkeiten der Etiketten
  • Möglichkeit der Auswahl zwischen Datamatrix, Barcode, Klartext, Logo
  • Etikettenlänge
  • Handhabung des Gerätes, Ergonomie
  • Schonung der Textilien beim Patchvorgang
  • serielle Schnittstelle an ein vorhandenes PC-System
  • Speicherkarte oder USB-Stick, WLAN
  • Druckauflösung mindestens 300 dpi
  • alternativ eine sogenannte Stand-alone-Variante

Was sich hinter RFID-Technik verbirgt

RFID-Technik bedeutet Radio Frequency Identification. Das System wird bereits seit den 1980er-Jahren eingesetzt. Zuvor waren Low Frequency (LF) und High Frequency (HF) im Einsatz. Begrenzendes Medium ist die Reichweite des Chips (Transponders).

Tischantennen-Systeme ermöglichen ein schnelles Scannen. Bei der RFID-Technik ist auch eine Pulkeinlesung (ganze Container/Wäschesack) möglich. Die Transponder können mit gewebten Transpondertaschen aus Polyestermaterial oder durch selbstklebende Patches in und an den Textilien befestigt werden.

Mittlerweile hat sich die UHF (Ultra High Frequency) Technologie im gewerblichen Bereich etabliert. Sie ermöglicht weitere Automatisierungsschritte innerhalb der Wäscherei. Der Vorteil der Ultra High Frequency Technologie besteht in der größeren Lesereichweite. Ein sogenanntes Gate (Erfassungstor) wird in der Regel an der Decke montiert und ermöglicht eine schnelle Identifizierung der Wäscheartikel. Die Erfassung der Wäsche kann so sowohl beim Wäscheeingang als auch beim Ausgang dokumentiert werden. Die nötigen Daten wie Identifikationsnummer des Kunden, Trägers, Wäscheumlauf, Anschaffungszeitraum, Anzahl der bereits erfolgten Waschzyklen etc. können differenziert erfasst und für statistische Zwecke und die kundenindividuelle Rechnungsstellung genutzt werden. Das System eignet sich sehr gut für Flachwäsche und Berufsbekleidung.

Funktionsweise des Transponders

Der Transponder besteht aus einem Transmitter, einem Chip, der Signale aussendet. Der Responder fungiert als Antenne und nimmt die Signale vom Chip auf.

Das Erfassen erfolgt durch eine Signalübertragung. Die Datenübertragung erfolgt nur im Reichweitenbereich des Lesegerätes. Die passiven Transponder benötigen keine eigene Stromversorgung. Im Chip selbst findet eine Stromübertragung statt. Die Erfassungsgeschwindigkeit der Textilien liegt im Millisekunden-Bereich. Die Chips selbst sind wasch- und mangelbeständig. Der Transponderdurchmesser liegt zwischen fünf und 16 Millimeter. Die Transponder können in kleinen Täschchen eingenäht oder eingepatcht werden. Die UHF-Transponder werden mit Heißkleber eingesetzt. Die Lesbarkeit des Chips funktioniert in einem Temperaturbereich bis +80 Grad Celsius.

Der Stückpreis sollte im ersten Nachdenken nicht abschrecken. Hier sollte erst eine Berechnung der Gesamtbedarfsmenge erfolgen und dann verhandelt werden.

Innerhalb der Prozesskette kann der Bearbeitungsstand der Textilien verfolgt werden. Die Kennzeichnung betrifft aber nicht nur die Textilien, auch Fußmatten, Kleiderständer, Transportboxen und Container können so erfasst werden. Die Nutzung von einzelnen Wäschestücken, Gegenständen kann statistisch ausgewertet werden. Dieses Wissen unterstützt auch die Investitionsplanung für textile Anschaffungen. Wer hier um die Ecke denkt, könnte generell Geräte- und Mobiliar-Inventuren mit Hilfe von Wäschereitechnologie deutlich vereinfachen.

Die im Chip befindliche Transpondernummer wird einem Kunden zugeordnet oder bei interner Nutzung auch verschiedenen Kostenstellen. Fehlende Textilien werden anhand der Dokumentation des Waschverlaufs schneller gefunden. In speziell technisierten Wäschereien wird die gewaschene Ware über eine entsprechende Software eingescannt und dem jeweiligen Besitzer/Träger über ein LED-gesteuertes Sortierregal zugeordnet, ohne dass händisch vor- oder nachsortiert werden muss. Diese Technik findet derzeit nur wenig Anwendung im Einrichtungsbereich, das Einsatzgebiet liegt noch klar bei gewerblichen Unternehmen. Hier liegen echte Modernisierungschancen, die die Unabhängigkeit vom Wäschereimarkt durch die Anpassung bzw. Schaffung von geförderten Arbeitsplätzen ermöglichen.

Arbeitsplätze sollten gut ausgerüstet sein

Eine weitere sehr wichtige Überlegung ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes für das Kennzeichnen von Textilen. In der Praxis werden leider oft keine fixen Arbeitsplätze arbeitstechnisch gestaltet und ausgerüstet, ergonomische Belange bleiben meist aus angeblichem Platzmangel unberücksichtigt. Zu bedenken ist, dass schnelles, effizientes und zeitnahes Kennzeichnen der Textilien ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg eines gut funktionierenden Wäschekreislaufes ist.

Je konsequenter im Vorfeld die Thematik einer zukunftsorientierten und wirtschaftlichen Wäschekennzeichnung und Rückverfolgbarkeit geplant und strukturiert wird, je reibungsloser und zufriedenstellender für alle Beteiligten wird der gesamte Wäschekreislauf und viele davon abhängigen Prozesse in der gesamten Einrichtung funktionieren.

Professionelle Kennzeichnungslogistik ist eben mehr als patchen und ein wichtiger Betrag zur gesamten Wertschöpfungskette des Textilmanagements einer Einrichtung.

Zeit für die Recherche nehmen

Es ist wirklich wichtig, sich beim Thema Textiletikettierung Zeit für die Recherche und die Tragweite der Kaufentscheidung zu lassen. Gut geplant kann das System viel mehr als nur das Zuordnen von Kleidungsstücken und der Mehrwert für alle Bereiche stellt sich schnell ein.

> Autorin: M. Christine Klöber, KlöberKASSEL, – Wissen für die Hauswirtschaft. Kontakt: c.kloeber@kloeber-kassel.de

zurück