Allgemein
Reinigung und Nachhaltigkeit: Die Umwelt immer mitbedenken
Das Thema Nachhaltigkeit kann und sollte sich wie ein roter Faden durch das Reinigungskonzept ziehen – wenn nicht sogar durch das gesamte Einrichtungskonzept. Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen.

Für den Reinigungsbereich sollten die Anforderungen für das eigene konkrete Handeln definiert werden. Dabei stellt sich die Frage, ob überhaupt der eigene Einrichtungsanspruch auf diesen Wert der Nachhaltigkeit besteht. In den meisten Leitbildern sozialer Organisationen finden sich Begriffe wie „ressourcenschonendes Handeln, bewahrend der Schöpfung“ und ähnliche hehre Ziele. Gefüllt wird dieser Anspruch aber nur in den seltensten Fällen.
Soll ein nachhaltiges Handeln wirklich umgesetzt werden, müssen alle Entscheidungen nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten ausgewogen berücksichtigt werden.
In der professionellen Reinigung wäre eine einrichtungsspezifische Nachhaltigkeitsstrategie recht einfach zu entwickeln und umzusetzen. Aus heutiger Sicht verstehen wir darunter: Vom Ertrag zu leben, ohne die Substanz anzugreifen. Dabei geht es um drei gleichberechtigte Säulen.
- Die ökologische Nachhaltigkeit – Natur und Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten.
- Die sozial-ethische Nachhaltigkeit– eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft, in die alle Mitglieder einer Gesellschaft einbezogen werden.
- Ökonomische Nachhaltigkeit – eine Wirtschaftsweise, die dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet.
Reinigungsmittel und Materialien richtig wählen
Im Zeichen des Klimawandels sollte das eigene Handeln auch im Bereich der Gebäudereinigung auf den Prüfstand gestellt werden. Der Trend, dass bei Reinigungstextilien fast nur noch zu Polyester- und Polyamidmischungen in Mikrofaserqualität gegriffen wird, liegt darin begründet, dass Wischtücher und Mopps aus Kunststoff leistungsstärker als jene aus Baumwolle sind. Der Nachteil ist, dass sich während ihres Einsatzes Mikrofaserpartikel aus den Wischtüchern lösen. Für das Wasser in Flüssen und Meeren ist das ein erhebliches Problem. Zudem beträgt die Verrottungszeit der Kunststofftextilien über 15 Jahre und eine Recycelfähigkeit zur Wiederverwertung besteht nicht. Doch auch Mopps aus reiner Baumwolle haben zwei Nachteile: Nass oder feucht sind sie besonders schwer und damit ergonomisch für die Nutzer auf Dauer in der Anwendung anstrengend und kaum tragbar. Außerdem ist ihre Leistungsfähigkeit lange nicht so hoch wie bei Reinigungstextilien aus Kunststoffen. Es gilt, die Waschverfahren so sicher wie möglich zu gestalten, um die Einsatzfähigkeit der eingesetzten Materialien so lang wie möglich zu gewährleisten.
Auch bei der Auswahl der Reinigungsverfahren sollte auf ökologisch verantwortbare Methoden geschaut werden. Selbst dann, wenn das neue Anschaffungen bedeutet. Die neuen Erkenntnisse für den umweltfreundlichen Reinigungsbereich gilt es zu nutzen: So gibt es neue Flaschen für Reinigungsmittel, die bereits aus einmal oder doppelt recyceltem Material hergestellt sind. Oder granulatförmige Reinigungschemie, die ein Hochkonzentrat ist, in selbstauflösenden Polyalkoholbeuteln abgefüllt und direkt mit Wasser in einer Dauersprühflasche eingesetzt werden kann – dieses Verfahren erspart Transportvolumen.
Reinigungswagen, deren Ausstattung überholt ist, und eingesetzte Reinigungstechnik, die körperliche Kraft der Mitarbeitenden verschleißt, sind weder mit Arbeitsschutz- noch mit Nachhaltigkeitsforderungen vereinbar. Zudem geht es um ein ergebnisorientiertes Reinigen und nicht um Reinigen nach dem Gießkannenprinzip. Warum sollte das Zimmer eines Heimbewohners unter normalen Umständen fünf Mal in der Woche gewischt und vielleicht sogar noch desinfiziert werden? In sozialen Organisationen wird oft zuviel des Guten angeboten und getan. Während Heime sich an anderen Stellen bemühen, umweltfreundlich zu sein – z. B. mit den papierarmen Büros oder der Abfallvermeidung in der Küche –wird der Reinigungsbereich unter dem Blickwinkel der Umweltfreundlichkeit eher stiefmütterlich behandelt. Und das, obwohl viele Reinigungsmittelhersteller seit Jahren wirksame umweltfreundliche Produkte für den professionellen Einsatz anbieten. Es gibt verschiedene Level der Hygiene und Reinigung. Grundsätzlich ist es die Aufgabe der reinigungsverantwortlichen Leitung, die Reinigungs- und Desinfektionsstandards festzulegen. Sie muss entscheiden, wann welche Art der Leistung notwendig ist. Dabei ist es sinnvoll, sich von dem übergeordneten Ziel leiten zu lassen, die Mittel zu reduzieren, soweit es geht. Das Robert Koch Institut hat eine Empfehlung herausgegeben, die sehr gute Hinweise zur Reinigung und Desinfektion von Flächen gibt. Prophylaktisches Desinfizieren wird als nicht ständig notwendig angesehen. Ebenso wichtig ist es, Kriterien festzulegen, in welchem Fall welches Desinfektionsmittel einzusetzen ist. Zudem weiß eine Reinigungsverantwortliche auch, welche Wirkung mit welchem Desinfektionsmittel erzielt wird.
Reinigungs- und Desinfektionsmittel werden gern als Kombipräparate eingesetzt. Dies ist in der Regel nicht nötig, denn der vermeintliche Zeitgewinn ist teuer bezahlt. Man sollte sich immer bewusst machen: Der Reiniger beseitigt den Schmutz, das Desinfektionsmittel tötet Bakterien, Sporen oder inaktiviert Viren. Desinfektionsmittel sind nur in Fällen von Verdacht oder bestätigten Infektionen einzusetzen. Die Regel heißt hierbei: Wo es keine Gefahrenlage gibt, ist auch kein Desinfektionsmittel zu verwenden. Selbstverständlich bilden die sogenannten Touch-Flächen eine Ausnahme. Ein zweites Prinzip, das im Arbeitsschutzgesetz und auch in der Gefahrstoffverordnung gefordert wird, ist das Subsidiaritätsprinzip. Es lautet sinngemäß: Das am wenigsten „gefährliche Produkt“ bei der Auswahl eines Reinigungs- oder Desinfektionsmittels auswählen und einsetzen, zum Schutz von Mensch und Natur.
Ein Ökolabel allein ist kein Gütekriterium
Unter Ökolabeln sind solche Produktkennzeichnungen zu verstehen, bei deren Vergabe zumindest auch ökologische Qualitätsmerkmale eine Rolle gespielt haben. Zu derartigen Zeichen zählen z. B. der Umweltengel, das Biosiegel des Verbraucherschutzministeriums, das Textilzeichen Öko-Tex-Standard 100 oder das Europäische Energielabel.
Die Schwierigkeiten bei einer Orientierung an derartigen Gütezeichen bestehen darin, dass diese eine höchst unterschiedliche Aussagekraft und häufig einen nur geringen Verbreitungsgrad besitzen.
Nur das Auswahlkriterium „Ökolabel“ garantiert nicht, dass damit ein Reinigungsmittel erworben wurde, dass die geringsten Umweltbelastungen aufweist. Es gilt, sich über die Inhaltsstoffe der Reiniger zu informieren und Vergleiche anzustellen.
M. Christine Klöber, Klöber KASSEL – Wissen für die Hauswirtschaft. Kontakt: c.kloeber@kassel.de
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