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Desinfektion und Hygiene: Die Reinigung in Zeiten des Corona-Virus

Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheimen sind vom Corona-Virus besonders gefährdet. Die hygienische Reinigung stellt die Hauswirtschaft vor enorme Herausforderungen. Sabine Mück hat die entscheidenden Maßnahmen zur Desinfektion, Reinigung und zum Umgang der Mitarbeiter mit Schutzkleidung zusammengefasst.

Das Coronavirus in seiner aktuellen Form, Covid19, stellt uns alle vor neue Aufgaben. Neben Einrichtungen der medizinischen Versorgung ist es auch für Pflegeheime, Wohngruppen und andere Einrichtungen des gemeinschaftlichen Wohnens eine besondere Herausforderung.

Für die Sicherung des hygienischen Umfelds ist vor allem auch die Hauswirtschaft gefordert. Im Arbeitsbereich der Hauswirtschaftsleitungen sind neben den Anforderungen zu einer hygienischen Reinigung auch Aufgaben wie z. B. der Mitarbeiterschutz oder die Beschaffung von Desinfektionsprodukten eine komplexe Aufgabenstellung. Die Knappheit von verfügbaren Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln stellt Führungskräfte vor neue Probleme bei der Planung der Reinigung. Der Informationsbedarf ist hoch und gleichzeitig schwindet das Vertrauen in bewährte Maßnahmen. Da kommen auf einmal Fragen auf: Ist unser Desinfektionsmittel wirklich gut? Bin ich eventuell trotz Schutzkleidung gefährdet?

In solchen Ausbruchssituationen bewährt sich eine gut vorbereitete Havarieplanung als Teil des Hygieneplans. Ein gut durchdachtes Reinigungssystem ist Teil der Infektionsprävention. Auch ein gutes Kommunikationsmanagement zwischen den verschiedenen Fachbereichen ist jetzt essentiell.

Um mögliche Infektionsketten zu durchbrechen, ist die Basishygiene für alle Beschäftigten in einer Einrichtung in gleicher Form umzusetzen. Die strikte Einhaltung ist dabei zu kontrollieren. So können Sie herausfinden, ob den Mitarbeitern auch klar ist, warum die korrekte Umsetzung gerade jetzt so wichtig ist.

Händehygiene konsequent umsetzen

Das Covid 19 Virus gehört zu den behüllten Viren. Diese haben eine Lipidhülle. Lipide sind Fette. Behüllte Viren können daher gut durch fettlösliche Substanzen inaktiviert und entfernt werden. Die Viren verlieren ihre Infektiosität, wenn sie mit den fettlöslichen Substanzen in Berührung kommen, da die Membran – die Hülle – der Viren zerstört wird. Daher ist bereits Händewaschen mit einer Waschlotion und einer entsprechenden Einwirkzeit eine sehr effektive Methode. Alkoholische Wirkstoffe wie Isopropanol oder Ethanol – Hauptbestandteile von Händedesinfektionsmitteln – haben ebenfalls diese Wirkung auf die Viren. Es können Mittel der Wirkungsbereiche „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid plus“ oder „viruzid“ genutzt werden. In Fachkreisen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die konsequente Umsetzung der Händehygiene die wirksamste Methode gegen die Übertragung der Krankheitserreger auf oder durch Oberflächen darstellt.

Neben den Produkten, die eingesetzt werden, geht es um das persönliche Verhalten aller Personen. Der Grundsatz heißt: „Hände aus dem Gesicht“.

Da in vielen Einrichtungen bisher nicht so sehr darauf geachtet wurde, fällt es manchen Mitarbeitern jetzt sehr schwer, sich diese Berührungen abzugewöhnen. Achten Sie aktuell sehr konsequent darauf, dass sich die Mitarbeiter nicht ins Gesicht oder in die Haare fassen. Da diese Bewegungen oft unbewusst sind, müssen sie jetzt bewusster wahrgenommen werden und nach Möglichkeit komplett wegfallen.

Hier kann man gut mit visuellen Hilfen arbeiten. Ein entsprechender Aushang mit Piktogrammen oder Bildern erinnert an die Verhaltensregeln.

Desinfektion ersetzt die Reinigung nicht

In Wohnbereichen steht die Reinigung nach wie vor im Vordergrund. Werden Räumlichkeiten gründlich und professionell gereinigt, ist die Anhaftung einer möglichen Keimlast geringer. Desinfektionsmittel können die Reinigung nicht ersetzen, da sie Schmutz nicht entfernen.

Es ist noch nicht ganz genau geklärt, wie lange diese Erregerform auf verschiedenen Oberflächen stabil ist. In erster Linie erfolgt die Übertragung von Mensch zu Mensch. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wird Covid 19 primär über Sekrete aus den Atemwegen übertragen. Überwiegend bewegt sich diese Erregerform in etwas größeren Partikeln durch die Luft, also nicht in einem ganz feinen Aerosol. Der empfohlene Abstand zwischen Personen von 1,5 bis zwei Metern basiert auf dem durchschnittlichen Wert bei der Übertagung durch die Tröpfchen.

Mit dem Stoßlüften beginnen

Um präventiv zu arbeiten, sollte die Reinigung jetzt immer mit dem guten Durchlüften von Räumen beginnen. Viren können sich in trockener Raumluft länger halten. Stoßlüften kann also das Ansteckungsrisiko senken.

Alkalische Reinigungsprodukte erzielen bei der Oberflächenreinigung gute Ergebnisse in der Reduktion von Covid19. Qualitativ hochwertige Reinigungstextilien aus Mikrofaser lösen deutlich mehr Partikel oder Verschmutzungen als Reinigungstextilien aus Baumwolle. Je besser Verschmutzungen, Rückstände oder Sekrete von Flächen entfernt werden, desto geringer fällt eine mögliche Keimlast aus. Im Fokus der Reinigung stehen dabei Flächen, die häufigen Haut- oder Handkontakt haben. Eine genaue Einhaltung der Angaben im Reinigungsplan zu Tuchwechsel und Reinigungsintervall unterstützt die Hygiene in Räumen. Die entsprechende Sensibilisierung der Reinigungsteams in Bezug auf die genaue Umsetzung von Reinigungsabläufen ist eine wichtige Aufgabe der Hauswirtschaftsleitungen.

Für Sanitärbereiche sind jetzt besonders Sanitärreiniger empfehlenswert, die auch Fette und Öle entfernen. Ihr alkalischer Anteil unterstützt eine gute Ablösung und Inaktivierung von behüllten Viren.

Wenn es in der Einrichtung Erkrankte gibt, muss klar zwischen den Bereichen getrennt werden. Reinigungsmitarbeiter dürfen nicht zwischen Isolierbereichen und Normalstation ständig wechseln. Das Reinigungsequipment muss nach dem Einsatz im Isolierbereich gereinigt und desinfiziert werden.

Umgang mit Abfällen detalliert festlegen

Der Umgang mit Abfällen – zum Beispiel genutzte Schutzkleidung – aus Zimmern von Erkrankten muss festgelegt werden. Zur konkreten Beurteilung des Infektionsrisikos sind detaillierte Kenntnisse erforderlich. Daher sind die im Einzelfall innerhalb der Einrichtungen notwendigen Maßnahmen unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und Voraussetzungen im Einvernehmen mit dem für die Hygiene zuständigen Person (PDL, Hygienebeauftragte) abzustimmen.

Hierbei sind die Vorgaben gemäß Abfallschlüssel 180103 der LAGA Nr. 18 (Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft Abfall) und der Anhang 8 der TRBA 250 zu beachten. Wird auch für Abfälle ein Farbsystem bei Behältern oder Abfallsäcken genutzt, ist die Erkennbarkeit der potenziell infektiösen Abfälle deutlich leichter.

Aufbereitung von Reinigungstextilien

Die Reinigungstextilien können ganz normal aufbereitet werden. Es ist nicht grundsätzlich erforderlich, mit Einmaltüchern zu arbeiten. Waschverfahren, die das Robert-Koch-Institut beschreibt, beziehen sich auf validierbare Waschverfahren.

Hierbei bilden Haushaltswaschmaschinen eine Schwachstelle. Im Gegensatz zu teil- oder vollgewerblichen Waschmaschinen wird die Temperaturstabilität in den Waschgängen nicht garantiert. Das heißt, dass die Temperatur von 60 Grad Celsius im Hautwaschgang zwar mal erreicht wird, aber nicht für eine bestimmte Zeit stabil bleibt. Solche Temperaturabweichungen gefährden die Hygiene. Das heißt in der Praxis, dass auch bei Verwendung von Desinfektionswaschmittel der Waschgang nicht den Anforderungen zum desinfizierenden Waschen gemäß RKI entspricht.

Auch auf eine mögliche „Wassersparfunktion“ ist zu verzichten, da sonst die Verschmutzungen und Reinigungsmittelreste nicht optimal aus den Textilien ausgewaschen werden.

Um die Reinigungsaktivität der Reinigungstextilien zu erhalten, waschen Sie diese im Vorwaschgang immer ohne Waschmittel, damit sich die Reste der Reinigungsmittel und festsitzender Schmutz erst einmal auswaschen.

Die Reinigungsleistung anpassen

Vielleicht ist es genau jetzt die Zeit, um wirklich nochmal genau darüber nachzudenken, was eine Reinigungskraft angeblich in sechs Minuten an Reinigungsleistung in einem Bewohnerzimmer plus Nasszelle zu erbringen hat. Entspricht das einer reellen Leistung oder führt die enge Zeitvorgabe nur dazu, dass die Reinigungskräfte täglich abwägen müssen, was sie durchführen können – und was sie auslassen müssen, um ihre Arbeitszeit einzuhalten.

Am Ende des Tages wollen wir doch alle, dass unsere Angehörigen gut versorgt werden – aber Reinigung und Desinfektion erfordern Zeit!

Eine Desinfektion erfolgt als gezielte Maßnahme. Es ist zu prüfen, für welche Flächen sie erforderlich ist. Flächen mit häufigen Handkontakt können in der aktuellen Situation aber prophylaktisch im Tagesverlauf desinfiziert werden, um eine mögliche Keimlast zu reduzieren. Alle Desinfektionsprodukte, die mindestens die Wirkung „begrenzt viruzid“ haben, können eingesetzt werden. Da aufgrund der Knappheit von Desinfektionsmitteln eventuell das sonst im Haus verwendete Produkt nicht lieferbar ist, muss der Wirkungsbereich der Orientierungspunkt für den Produkteinsatz bei der Desinfektion sein.

Es können Produkte auf der Basis von Alkoholen, QAV´s, chlorhaltige Produkte oder auch Produkte auf der Basis von Wasserstoffperoxid genutzt werden. Entspricht das Produkt in Dosierung, Anwendung und Einwirkzeit nicht dem im Desinfektionsplan aufgeführten Produkt, sind die Mitarbeiter zu schulen, bevor dieses Produkt zum Einsatz kommt. Um die entsprechende Wirkung zu erzielen, ist eine Scheuer-Wischdesinfektion durchzuführen.

Für die Desinfektion können sowohl Einwegvliestücher als auch Mikrofasertücher genutzt werden. Prüfen Sie, ob ein Flächenbenetzung und die korrekte Einwirkzeit wirklich beachtet werden. Nur eine richtig durchgeführte Desinfektion schließt die Weiterverbreitung von Erregern aus. Sprühdesinfektionen – z. B. Aufsprühen ohne nachfolgendes Wischen –ist wenig effektiv. Sie soll nur bei schwer zugänglichen Flächen eingesetzt werden.

Der Desinfektionserfolg steht immer im direkten Zusammenhang mit einer guten Reinigung. Befinden sich auf Flächen zu viel Schmutz oder Sekrete, kann es zu einer verminderten Wirkung der Desinfektionswirkstoffe führen.

Geschirr bei 60 Grad aufbereiten

Bereits ganz normales Spülmittel kann die Viren inaktivieren. Durch maschinelles Spülen in einer Spülmaschine wird genutztes Geschirr ausreichend aufbereitet. Spültemperaturen von über 60 Grad Celsius sind der richtige Temperaturbereich für Geschirr und sichern auf jeden Fall die hygienische Aufbereitung. Niedrigtemperaturprogramme oder Sparprogramme dürfen nicht genutzt werden.

Grundsätzlich ist bei Umgang mit kontaminierter Wäsche ein erhöhtes Maß an Hygiene erforderlich. Achten Sie z. B. beim Bettenabziehen darauf, dass Mitarbeiter sich nicht im Gesicht berühren und ohne heftige Bewegungen die Bettwäsche in Behälter abwerfen. Alle Tätigkeit ist immer mit einer Händedesinfektion zu beenden. Schmutzwäsche ist wie immer in geschlossenen Behältern zu sammeln und zu transportieren.

Beachten Sie bei der Einweisung der Beschäftigen in das Tragen von Schutzkleidung folgende Reihenfolge:
  • Haube aufsetzen
  • Mundschutz anlegen
  • Schutzbrille aufsetzen
  • Schutzkittel anziehen
  • Einmalhandschuhe anziehen – Einmalhandschuhe über die Ärmelbündchen ziehen

Personalschutz in der Reinigung erhöhen

Es ist aktuell nicht immer möglich zu wissen, ob es schon erkrankte Personen in einer Einrichtung gibt. Vorsorglich ist aber der Schutzfaktor für die Beschäftigte der Reinigung zu erhöhen. Die Mitarbeiter müssen unterwiesen werden, wie und in welchem Umfang Schutzkleidung bei der Reinigung in Zimmern von infektionsverdächtigen oder bestätigten Covid 19- Erkrankten einzusetzen ist.

Da im normalen Alltag von den Reinigungsteams Schutzkleidung nicht in diesem Maß zum Einsatz kommt, ist es wichtig, sich jetzt Zeit zu nehmen, um die Beschäftigten in die richtige Nutzung der Schutzkleidung einzuführen. Grade das richtige Tragen der Schutzmasken muss geübt werden. Die Schutzkleidung setzt sich nach der möglichen Gefahr der Übertragung zusammen.

Da Schutzkleidung knapp ist und ressourcenschonend einzusetzen ist, sollte ein Plan erstellt werden, der die verschiedenen Situationen genau aufgliedert, in denen Schutzkleidung erforderlich ist. Besonders wichtig ist die genaue Angabe, wer bei welcher Tätigkeit einen Mund-Nasenschutz tragen kann, oder wann eine FFP 2-Maske eingesetzt wird.

Beispiel:

  • Bewohner infektionsverdächtig, isoliert: Kittel plus Einmalschürze, Mund-Nasenschutz, Schutzbrille, Einmalhandschuhe
  • Bewohner, bestätigter Covid 19 Fall: Kittel plus Einmalschürze, FFP 2 Maske, Schutzbrille, Einmalhandschuhe

Bei Engpässen in der Versorgung mit Schutzkleidung ist zu beachten, dass jede Art von Mundschutz besser ist als kein Mundschutz. Neben den Komponenten wie Schutzkittel, Plastikschürze, Haube, Einmalhandschuhe und Mund-Nasen-Schutzmaske ist auch eine Schutzbrille erforderlich, da Viren auch über die Schleimhäute der Augen in den Körper eindringen können.

Schutzkleidung richtig ablegen

Aufgrund der aktuell sehr angespannten Situation bei der Bevorratung von Schutzkleidung kann das mehrfache Tragen von Schutzmasken verlangt werden. Die korrekte Vorgehensweise bei Ablegen von Schutzkleidung muss daher geschult werden. Dabei passieren sehr oft Fehler, die eine Keimverschleppung begünstigen können, oder die Mehrfachnutzung der Schutzmasken unmöglich machen. Besonders beim Ausziehen der Einmalhandschuhe ist darauf zu achten, dass es nicht zu einer Kontamination der Handgelenke oder der Kleidung kommt.

Und auch wenn der Alltag sich sehr stressig gestaltet, ist ein Grundsatz immer zu beachten: Jede Tätigkeit endet mit einer Händedesinfektion!

Quellenangaben:

  • www.rki.de
  • www.niedersachsen.de
  • www.Institutschwarzkopf.de/ Covid-19 Handreichung für Dienstleister und Desinfektoren

> Autorin: Sabine R. Mück, Hygiene Consult HyCo Mück, Cuxhaven. Kontakt: info@hyco-mueck.de

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