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Wäscheaufbereitung: Mit niedriger Temperatur Energie und Zeit sparen

Steigende Energiekosten machen Hochtemperatur-Waschverfahren auf Dauer teuer und unwirtschaftlich. Niedertemperatur-Waschverfahren zur Wäsche­reinigung und -desinfektion werden daher unter dem Gesichtspunkt des Energiesparens und dem Werterhalt der Wäsche zunehmend interessant. Erfahren Sie, wie Sie die Methode richtig anwenden.

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Immer mehr Textilien können nur noch bei Temperaturen um 40°C aufbereitet werden. Bei der Aufbereitung von Wäsche trifft das vor allem Einrichtungen, die Wäsche bei hohen Temperaturen desinfizieren. Doch für hauseigene Wäschereien können die desinfizierenden Niedrigtemperaturverfahren tatsächlich eine energiesparende Alternative zu dem gewohnten Verfahren bieten. Allerdings gilt das mit Einschränkungen. So sollte vor einer Verfahrensumstellung ein genauer Vergleich aller an der Wäschepflege beteiligten Parameter durchgeführt werden.

Die sogenannte Niedrigtemperatur-Waschverfahren arbeiten in einem Temperaturbereich von 30 bis 45°C. Dadurch entsteht eine erhöhte Werterhaltung der Textilien durch reduzierte, thermische Belastung. Durch neue Entwicklungen bei Waschmaschinen und Waschmitteln erzielen Niedertemperatur-Waschverfahren optimale Waschresultate und sparen dabei gleichzeitig Energie und Zeit.

Vorteile der Niedrigtemperatur-Waschverfahren

Das Raumklima in der Wäscherei wird weniger stark belastet als bei Hochtemperatur-Waschverfahren. Auch die Waschmaschinen werden geschont. Dazu kommt ein weiterer Vorteil: Abhängig vom pH-Wert der Waschlauge entstehen bei niedrigeren Temperaturen weniger Probleme mit Kalk. Das bedeutet, dass weniger Enthärter auf Basis chemischer Wirkstoffe eingesetzt werden müssen. Wichtig ist allerdings, das richtige Waschmittel und den dazugehörigen Waschprozess zu verwenden. In Anlehnung an den Sinnerschen Kreis, der das Zusammenspiel zwischen Wirkstoffen, Mechanik, Temperatur und Zeit beschreibt, haben Wäschewaschmittel bei niedrigeren Temperaturen mehr zu leisten. Die Waschmittelinhaltsstoffe müssen bei niedrigen Temperaturen entsprechend löslich sein, da sich sonst ein Waschmittelrückstand bildet. Daher sollten vorzugsweise Flüssig-Systeme zum Einsatz kommen. Diese bestehen meist aus zwei bis vier Komponenten. Bei der Auswahl ist auch die Wäschereitechnik und die Prozessführung der Aufbereitung zu beachten. Für den Waschprozess sind folgende Faktoren wichtig:

  • Temperatur
  • Zeit
  • Mechanik (Rotation der Waschmaschine und Reibung durch die Wäsche)
  • Chemie (Waschmittel + Wasser)

Verändert man den Anteil eines Faktors, z. B. die Temperatur im Waschprozess, dann muss der Anteil eines anderen Faktors oder mehrerer Faktoren (z. B. Chemie und/oder Zeit) vergrößert werden, um das gleiche Reinigungsergebnis und einen sicheren Prozess zu erzielen. Bezogen auf Waschmittel bedeutet dies nicht, dass die Menge erhöht werden sollte, sondern dass das Waschmittel leistungsfähiger bzw. speziell auf die Anforderungen abgestimmt sein muss. Niedertemperatur optimierte Waschmittel helfen daher, die Temperaturreduzierung zu ermöglichen; eine Verlängerung der Waschdauer kompensiert die geringere Temperatur zusätzlich.

Chemo-thermische Wäschedesinfektion

Zur Aufbereitung von infektionsverdächtiger Wäsche in Pflegeeinrichtungen müssen Waschverfahren angewendet werden, die Bettwäsche, Leibwäsche, Oberbekleidung, Berufskleidung und andere Gebrauchstextilien adäquat reinigen und desinfizieren. Die dafür angewendeten Verfahren und Prozesse lehnen sich in der Regel an die von dem Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) oder dem Robert-Koch-Institut (RKI) gelisteten Verfahren an. Diese Aufbereitungsprozesse sollen dafür sorgen, dass jeder Bewohner, aber auch das Personal, mit sauberer, hygienisch einwandfreier Wäsche versorgt wird.

Daher ist es üblich, infektionsverdächtige Textilien bei hohen Temperaturen zu waschen und zu desinfizieren. Doch eine Wäschepflege bei 60°C und höheren Temperaturen scheint angesichts der ständig steigenden Preise für Strom, Öl und Gas nicht mehr zeitgemäß. Diese Entwicklungen haben daher neue Verfahren auf den Plan gerufen, deren niedrige Prozesstemperaturen den Energieverbrauch in Grenzen halten sollen: eine Niedrigtemperaturdesinfektion bei 40°C.

Viele Niedertemperatur-Waschverfahren zur routinemäßigen Wäschedesinfektion sind derzeit in der VAH-Liste aufgeführt. Auch in der RKI-Liste findet man zunehmend mehr Verfahren, die bei 40°C desinfizieren. Daher dürfen sie im Seuchenfall, wenn also eine Wäschedesinfektion mit einem der vom RKI geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren zwingend erforderlich und gesetzlich vorgeschrieben ist, ebenfalls eingesetzt werden. Sogenannte Niedrigtemperaturverfahren zur Wäschedesinfektion werden heute von den meisten Waschmittelherstellern angeboten. Dabei unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer Prozessführung, ihrer Behandlungszeit und Dosierung sowie der Art der zu behandelnden Textilien. Eine erhöhte Einwirkzeit des Desinfektionsmittels etwa kann die Einsparungen für das Aufheizen der Waschflotte schnell wieder wettmachen. Steigt zudem die Chemikalienmenge oder bleiben aufgrund der Verfahrensführung Rückstände auf dem Textil zurück, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die weiteren Bearbeitungsstufen und die Haltbarkeit der Textilien.

 

 

 

 

 

Implementierung in der hauseigenen Wäscherei

Grundsätzlich können Niedertemperatur-Waschverfahren zur Reinigung der gesamten Oberbekleidung und der Gebrauchstextilien eingesetzt werden. Dabei sollte der Verschmutzungsgrad der Wäsche berücksichtigt werden. Die Praxis zeigt, dass sich vier Wasch-Programme für die Aufbereitung der Oberbekleidung und Gebrauchstextilien bewährt haben:

  • Normal verschmutzte Wäsche
  • Stark verschmutzte Wäsche
  • Desinfizierendes Waschverfahren (inkl. Bett- und Leibwäsche)
  • Wolle/Seide

Die zum Einsatz kommenden Wasch- und Desinfektionsmittel sowie die Prozessabläufe müssen auf die Textilien abgestimmt werden (Weißwäsche, Buntwäsche, Wolle und Seide). Dazu sollten freiprogrammierbare Waschmaschinen und automatische Dosiertechnik eingesetzt werden, da in den Programmen zu unterschiedlichen Zeiten die Prozesschemikalien dosiert werden müssen.

Über das RABC-Konzept ist festgelegt, welche Keimbelastung die aufzubereitende Wäsche aufweisen kann. Danach richten sich die Anforderungen an die desinfizierende Textilaufbereitung. Zur routinemäßigen Desinfektion empfiehlt es sich, Verfahren einzusetzen, die in der VAH-Liste aufgeführt sind. Diese sind von unabhängigen Gutachtern überprüft. Bei der Auswahl ist auf den erforderlichen Wirkbereich zu achten. Verfahren, deren Wirksamkeit über EN-Wirksamkeitsgutachten bestätigt sind, müssen vor dem Einsatz auf Eignung geprüft werden. Sollten Textilien im Seuchenfall (behördlich angeordnet) aufbereitet werden, sind RKI-gelistete Verfahren anzuwenden. Eine regelmäßige Eigenkontrolle (Mikrobiologie/Dosierung) sollte in zeitlich geregelten Abständen durchgeführt werden.

Info: www.vah-online.de; www.rki.de

> Autor: Prof. Dr. Benjamin Eilts, Angewandte Reinigung und Hygiene, Fakultät Life Sciences, www.hs-albsig.de, Kontakt: eilts@ha-albsig.de

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