Demenz

Mediziner kritisiert Einsatz von Sedativa

Der Altersmediziner Heinrich Burkhardt kritisiert den massiven Einsatz von Beruhigungsmitteln in der Pflege von Demenzkranken. Ob diese Medikamente die Situation betroffener Menschen verbessern könnten, sei nicht erweisen. Burkhardt fordert ein Umdenken in der Betreuung Demenzkranker.

Medikamente
Foto: Susanne El-Nawab Das massive Verabreichen von Sedativa begünstigte das Risiko für Depressionen und Stürze bei demenzkranken Menschen, kritisiert der Altersmediziner Heinrich Burkhardt.

Versorgungsdaten zeigten, dass in stationären Pflegeeinrichtungen, aber auch in Krankenhäusern und bei der ambulanten Pflege in hoher Anzahl Beruhigungsmittel, sogenannte Sedativa, eingesetzt würden, sagte der Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Geriatrie am Universitätsklinikum Mannheim den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. „Und zwar als Dauertherapie, also jeden Tag. Die Menschen werden ruhiggestellt.“

Burkhard zufolge ist wissenschaftlich nicht erwiesen, dass diese Medikamente die Situation Betroffener verbessern könnten. Vielmehr stiegen die Risiken für Depressionen und Stürze. „Ein Sturz bedeutet Krankenhausaufenthalt, Knochenbrüche, Verletzungen und Schmerzen, die dann vielleicht nicht mehr komplett zu beheben sind.“

Der Experte für Pharmakologie bei Senioren fordert für die Betreuung Demenzkranker neue Konzepte. Betroffene könnten – wie auch im Ausland – in Wohngemeinschaften oder Demenzdörfern betreut werden. „Wir müssen kreative Möglichkeiten suchen, wie wir Altenheime gut aufbauen können und wie wir neue Impulse in der Betreuung bekommen können“, sagte Burkhardt. In Deutschland fehle nicht nur Pflegepersonal, sondern auch der Mut, gute Ideen breiter umzusetzen. „Es bleibt oft bei Einzelaktionen und beim Prinzip ,Weiter wie bisher‘“, kritisierte Burkhardt. (epd)