Demenz
Herausforderndes Verhalten bei Demenz: Pillen sind keine Lösung
Die Zahl der Fixierungen geht erfreulicherweise zurück,
aber die Sedierung von Demenzbetroffenen nimmt zu. Doch
Psychopharmaka führen in eine Abwärtsspirale. Welche
Alternativen gibt es? Was kann man tun, um
herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz zu
vermindern?

Die Zahl gerichtlich angeordneter Zwangsmaßnahmen in
Pflegeeinrichtungen ist nach Angaben der Regierung
rückläufig, 2015 waren es noch 59 945 Fälle, hieß es im
August 2017. Die jährlich vom Bundesamt für Justiz
veröffentlichten Daten zu den Betreuungsverfahren
zeigten, dass zwischen 2010 und 2015 sowohl die Anträge
auf Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) als auch deren
Genehmigungen zurückgingen. Bei den Ablehnungen sei
zugleich ein Anstieg zu verzeichnen, so die Mitteilung.
Das ist erfreulich. Die Sache hat aber einen Haken.
Demenzbetroffene bekommen nämlich zu oft und zu lang
Psychopharmaka verordnet, wie der Pflege-Report AOK
2017 festgestellt hat (siehe Altenheim 7/2017). Durch
Psychopharmaka treten zusätzliche Schlaganfälle,
Gangstörungen und sogar Todesfälle auf.
Nach Informationen des Wissenschaftlichen Instituts der
AOK gaben 89 Prozent von 2 500 befragten
Heimpflegekräften an, dass Verstehen und Wertsschätzung
den Demenzkranken helfe. 80 Prozent bewerteten
Beschäftigungsangebote und Bewegung als hilfreich. Aber
56 Prozent führten Zeitdruck als Grund an,
herausforderndes Verhalten, zu dem auch häufiges
Fragen, Rufen und Weglaufen gehört, mit Medikamenten zu
behandeln. 82 Prozent hielten es für angemessen,
bei Demenz Psychopharmaka zu verabreichen.
Wie hoch das Suchtpotenzial von Psychopharmaka ist und
warum die neue S3-Leitlinie Demenzen den starken
Einfluss therapeutischer Verfahren bei Demenz betont,
lesen Sie in der November-Ausgabe der Zeitschrift Altenheim. "Die
Altenpflege hat ein unglaubliches therapeutisches
Potenzial, was Verhaltenssymptome wie Agitation und
Aggression angeht. Hier liegt der Schlüssel", sagt der
Mediziner Prof. Dr. Frank Jessen im Interview.
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