Management
Der gute Tipp: Selbstfürsorge
In der Corona-Krise arbeiten Pflegekräfte vielfach über ihre physischen und psychischen Belastungsgrenzen hinaus. Psychologin Dr. Dina Loffing gibt Tipps, wie Sie auf sich achten können. Heute: Selbstfürsorge

Wie lange kann ein Mensch durchhalten, wenn er nur gibt und sich nicht darum kümmert, auch selbst wieder aufzutanken? Foto: AdobeStock/Stockwerk-Foto
"Stopp, jetzt bin ich erstmal dran." Noch immer ist dieser Satz selten zu hören in der Pflege. Zu viele Dinge sind zu erledigen, Patienten müssen versorgt werden, Medikamente und Essen warten auf Verteilung und die Dokumentation nimmt den Rest in Anspruch. Doch wie lange kann ein Mensch durchhalten, wenn er nur gibt und sich nicht darum kümmert, auch selbst wieder aufzutanken? Pflegekräfte erleiden häufiger einen Burnout als andere Berufsgruppen. Aber das muss nicht sein! Gerade als stark gebender Mensch ist es ein MUSS, auch für sich selbst zu sorgen.
Machen Sie sich Ihre Stressoren bewusst!
Eine wichtige erste Erkenntnis ist, dass ich Einfluss habe. Ob die wenige Zeit für die Patienten, die umfangreiche Dokumentation oder Personalausfälle bei mir Stress auslösen oder nicht ist vor allem eine Frage der Bewertung. Ob wir ein Geschehen als "Stress" bewerten, liegt an uns, an den Ressourcen und Einflussmöglichkeiten, die wir gefühlt zur Verfügung haben.
In einem ersten Schritt ist es gut, für sich selbst zu differenzieren, welche Dinge veränderbar sind und welche nicht. Es lohnt sich nicht, Energie in schlechte Rahmenbedingungen oder strikte Vorgaben zu stecken, auf die kaum Einfluss genommen werden kann. Vielmehr kann es als Ressource betrachtet werden, mit diesen Themen Frieden zu schließen, solange man Teil dieses Systems ist. Seine Kraft sollte man in die veränderbaren Dinge zu stecken. Was stresst Sie in Ihrem Pflege-Alltag? Schreiben Sie alles auf und trennen Sie im zweiten Schritt die Faktoren, die Sie beeinflussen können von denen, die Sie nicht verändern können.
Machen Sie Ihre Ressourcen sichtbar!
Zum anderen können wir uns umso besser selbst schützen, je mehr Ressourcen wir zur Verfügung haben. Absolut wichtig ist es, sich die eigenen Ressourcen bewusst zu machen! Schreiben Sie sich auf, was Sie alles für Ressourcen haben (Stärken, Fähigkeiten, Erfahrungen, Möglichkeiten, Freunde etc. etc. etc.)
Grenzen Sie sich ab! Machen Sie sich Ihre Ziele und Prioritäten klar!
Nachgewiesenermaßen ist unsere Fähigkeit, uns zu distanzieren, abzugrenzen, Nein und Stopp sagen zu können, mit die wesentlichste, die uns davor schützt, auszubrennen. Wir haben keine Chance zur Erholung, wenn wir gedanklich noch bei der Arbeit sind und auch mal "Nein." Sagen. Um das tun zu können, brauchen wir jedoch zunächst eine Entscheidung: "Was ist mir wie wichtig? Wie wichtig bin ich mir selbst?"
Überlegen Sie, wovon Sie sich bereits gut abgrenzen können und wann bzw. wovon es noch besser gelingen könnte. Schreiben Sie die Themen, von denen Sie sich klarer distanzieren und Nein sagen möchten, auf. Zusätzlich können Sie überlegen, welche Orte Sie von Arbeitsthemen abgrenzen wollen (z.B. im Wohnzimmer wird nicht über Arbeit gesprochen; beim Sport denke ich nicht nur an private Dinge)
Die Autorin ist Dipl.-Psychologin, Social MBA, Krankenschwester und Fachbuchautorin. drdinaloffing.de
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