Management
Althammer: Die Einführung der Telematik-Infrastruktur ist überfällig
Ab Januar 2024 wird die Anbindung der Pflege an die Telematik-Infrastruktur (TI) verpflichtend. Was dies für die Einrichtungen bedeutet, erläutert Digitalisierungs-Experte Thomas Althammer im Interview mit ALTENHEIM.

Herr Althammer, zum 1. Januar 2024 soll die Anbindung der Pflege an die TI erfolgen. Was genau bedeutet das eigentlich, was kommt da auf die Einrichtungen zu?
Es ist sehr gut, dass die Digitalisierung auch in der Pflege weiter voranschreitet. Die Einführung der Telematik-Infrastruktur ist überfällig und ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin. Für mich als Datenschutzbeauftragten ist es höchste Zeit, dass moderne Technik Einzug hält und Faxgeräte und Papierakten aus den Einrichtungen verbannt werden. Mit Hilfe der TI können ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen für die Kommunikation mit Ärzten, Apotheken, anderen Pflegeeinrichtungen und Kliniken künftig auf zeitgemäße Standards setzen.
Sehen Sie Pflegeheime schon gut darauf vorbereitet? Wo hakt es noch und was sollten die Verantwortungsträger in den Einrichtungen jetzt unbedingt in Angriff nehmen?
Es hat lange gedauert, bis sich alle Protagonisten auf einen gemeinsamen Kurs verständigen konnten. Die von der gematik eingesetzten Technologien sind zwischenzeitlich teils schon etwas überholt, die ersten in Gebrauch befindlichen Konnektoren werden schon wieder ausgetauscht, weil die Nutzungsdauer von fünf Jahren abgelaufen ist. Das sollte Verantwortliche aber nicht davon abhalten, auf die TI zu setzen, sich anbinden zu lassen und Prozesse bereits zu testen. Denn die Architektur ist sicher und die eingesetzten Verfahren sind technisch bewährt. KIM & Co. bieten allemal mehr, als Fax, WhatsApp oder andere Formen der intersektoralen Verständigung.
Die verbleibenden eineinhalb Jahre, bis zur verpflichtenden Teilnahme, sollten gut genutzt werden, um sich auf die Inbetriebnahme vorzubereiten. Neben technischen Details und dem Antragsverfahren gilt es insbesondere auch die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtungen auf den Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens mitzunehmen.
Nicht nur die Einrichtungen, auch die Softwarehäuser müssen sich hier positionieren. Wie bewerten Sie da den Markt. Sind die Anbieter hier schon vorbereitet?
Hier gibt es noch Potenzial nach oben. Jahrelang war die TI für die Pflege kein Thema, sodass einige Hersteller der Branche nun noch nicht so weit sind. Für manche Pflegedienste und Einrichtungen ist es frustrierend, wenn man mit laufendem TI-Connector bereit zur Kommunikation feststellt, dass die nötigen Funktionen in der eingesetzten Fachanwendung fehlen.
Daher ist es nun an den Software-Hersteller, die schöne neue Welt für die Pflege erlebbar und nutzbar zu machen. Durch die neuen Funktionen könnten Prozesse und Abläufe in der Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und externen Stellen stark vereinfacht und zu verschlankt werden. Da hilft kein lieblos mitgelieferter KIM-Client ohne Integration. Die vorhandenen und kommenden Funktionen der TI müssen nun tief in die jeweiligen Fachanwendungen integriert werden.
Welche Bedeutung messen Sie dem Thema Datensicherheit und Datenschutz in Zusammenhang mit der TI ein?
Die Verantwortliche in Sachen Datenschutz und IT-Sicherheit kann die Anbindung an die TI nur freuen, denn mithilfe der IT lässt sich der Status quo deutlich verbessern. Die Anforderungen werden, technisch gesehen, über die TI sichergestellt. Organisatorische Maßnahmen müssen hingegen weiterhin von den Pflegeeinrichtungen selbst geprüft und bereitgestellt werden. So dürfen Unterlagen zu Patient:innen oder Pflegebedürftigen bspw. nur den Stellen und Personen zugesandt werden, die tatsächlich Einblick nehmen dürfen oder die in die Betreuung bzw. Behandlung eingebunden sind. Dieses Wissen muss innerhalb der Belegschaft vermittelt werden.
Veranstaltungstipp
Thomas Althammer ist Geschäftsführer der Althammer & Kill GmbH & Co. KG in Hannover. Auf dem Altenheim Management Kongress am 21. und 22. September in Köln infomiert er zum Thema “Wie gelingt die Anbindung der Pflege an die Telematikinfrastruktur? Was Pflegeeinrichtungen über Digital-Gesetze, Cyber-Sicherheit und Datenschutz wissen müssen.” Auf dem Kongress geht es weiterhin um aktuelle Themen wie die neue Personalbemessung ab Juli 2023, die Tarifpflicht ab September 2022, wertschätzende Führung und Motivation, aktuelle Rechts- und Vergütungsthemen und Digitalisierung. Informationen zum Programm und zur Anmeldung erhalten Sie hier.
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