Management

Altenpflege für morgen: digitalisiert und nachhaltig aufstellen

Wie werden Pflegeheime enkeltauglich? Enkeltauglich meint nicht nur, dass sich die Enkel beim Besuch der Oma im Pflegeheim nicht langweilen müssen, weil es W-Lan gibt. Enkeltauglichkeit betrifft Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Münchenstift GmbH hat das in einem langjährigen Prozess umgesetzt.

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Foto: Kerstin Groh Siegfried Benker, Geschäftsführer der Münchenstift GmbH.

Von Siegfried Benker

Nachdem die Münchenstift GmbH insgesamt 13 Häuser (davon neun vollstationäre Pflegeheime), zwei Tagespflegen, einen Menüservice und den größten Ambulanten Dienst in München betreibt, ist gut nachvollziehbar, dass dies nur mit einer sehr genauen Planung der Projekte möglich war und ist. Grundregel für jede Implementierung war und ist, dass eine Software mit den entsprechenden Prozessen erst gesucht wird und zum Einsatz kommt, wenn die Organisationsentwicklung hier grünes Licht gegeben hat, dass die Prozesse optimiert sind – getreu dem Motto: Schlechte analoge Prozesse zu digitalisieren führt nicht zu guten digitalisierten Prozessen, sondern zu digitalisiertem Mist. Und eine weitere Grundregel muss bei jedem Schritt der Digitalisierung ebenfalls immer gelten: Nützt dieser Digitalisierungsschritt auch wirklich den Bewohner:innen und schaffen wir damit im Endeffekt mehr Zeit für die direkte Pflege und Betreuung?

Zudem hat sich die Münchenstift GmbH totz der begrenzten Ressourcen in der Altenpflege schon vor knapp zehn Jahren auf den Weg gemacht, um als Unternehmen nachhaltig und bis 2035 klimaneutral zu werden. Die Herausforderungen sind hier so vielfältig wie die Tätigkeiten in der Altenpflege.

  • Wo kommt das Essen für die Bewohner:innen und die Mitarbeitenden her?
  • Wer produziert die Kleidung der Mitarbeitenden?
  • Haben wir die Lieferketten hierfür und für alle anderen Produkte im Blick? Können wir Ökostrom beziehen?
  • Wie nachhaltig sind die Gebäude der Münchenstift GmbH und wie nachhaltig ist die Fahrzeugflotte?
  • Können wir die Grünanlagen an und um die Häuser entsiegeln und  auch nach den Regeln der Biodiversität bepflanzen?
  • Können wir den Papierverbrauch und den Verbrauch an allen anderen Büromaterialien reduzieren oder wenigstens ökologisch umstellen?

Bis für fünf Jahren hat die Münchenstift GmbH beispielsweise noch pro Jahr ca. 1,3 Millionen (!) Einmalpackungen für Butter, Marmelade, Joghurt, Streichkäse etc. verwendet. Jetzt sind es nur noch wenige tausend im Jahr. Dem ist aber ein mehrjähriger Prozess vorangegangen, der die Küchen und die Wohnbereichsküchen alle umgestellt hat – was einen Mehraufwand für die Mitarbeitenden bedeutet hat und bedeutet – und was wiederum erst umgesetzt werden konnte, als die Zahl der Mitarbeitenden durch eine Gesetzesänderung angehoben wurde. Das ist nur eines von vielen Beispielen. Worauf wir stolz sind ist, dass die Münchenstift GmbH seit zwei Jahren klimaneutral ist – derzeit noch dadurch, dass wir entsprechende Emissionszertifikate kaufen um das Unternehmen klimaneutral zu stellen – aber das Ziel ist natürlich, dass wir jedes Jahr weniger CO2 produzieren – und dann im Jahr 2035 hoffentlich nur noch sehr wenige Zertifikate kaufen müssen – oder gar keine mehr.

Tipp: Siegfried Benker ist einer der Referenten der Altenheim Konferenz “Neue Wege – Wohnen im Alter: integrativ planen, nachhaltig im Quartier bauen” am 18./19. Mai in Hannover. Melden Sie sich jetzt hier dazu an.