Politik

Pflegereform bringt laut Studie kaum Entlastung

Die vor der Sommerpause von der großen Koalition verabschiedete Pflegereform wird für Heimbewohner offenbar nur kurzzeitig eine finanzielle Entlastung bringen. Langfristig bleibt ein Drittel der Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen, wie wie laut dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ eine Studie des Bremer Pflegeökonomen Heinz Rothgang ergeben hat.

Foto: socium Prof. Rothgang: "Auch in Zukunft wird perspektivisch rund ein Drittel der Heimbewohner und Heimbewohnerinnen auf Hilfe zur Pflege angewiesen sein und dieser Anteil wird sogar zunehmen."

Nach den Berechnungen von Rothgang wird die Quote der Pflegeheimbewohner, die die Sozialleistung „Hilfe zur Pflege” benötigen, im laufenden Jahr zunächst auf einen neuen Rekordwert von 34,8 Prozent klettern. Durch die Reform sinkt sie dann 2022 laut der Studie auf 30,5 Prozent, um bereits ein Jahr später wieder auf 32,5 Prozent anzusteigen. Im Jahr 2025 würde die Quote mit 34,3 Prozent wieder fast das Niveau vor der Reform erreichen.

„Auch in Zukunft wird perspektivisch rund ein Drittel der Heimbewohner und Heimbewohnerinnen auf Hilfe zur Pflege angewiesen sein und dieser Anteil wird sogar zunehmen“, schreibt Rothgang in seiner Studie, die von der Krankenkasse DAK beauftragt wurde.

Wie bekannt sieht die Pflegereform vor, dass die Eigenanteile der Heimbewohner für die reinen Pflegekosten durch einen Zuschuss der Pflegeversicherung gesenkt werden. Im ersten Jahr des Aufenthalts werden fünf Prozent übernommen, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 und danach 70 Prozent. Gleichzeitig wurde aber auch ein besserer Personalschlüssel bei den Pflegekräften und die Zahlung von Tariflöhnen vereinbart, wodurch die Kosten für die Heimbewohner wieder steigen. Derzeit beträgt der Eigenanteil im Pflegeheim bundesweit im Schnitt insgesamt 2.125 Euro monatlich, wobei auf die reinen Pflegekosten 873 Euro entfallen. (ck/epd)

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