Politik
Corona-Prämie: Scharfe Kritik an Lauterbachs Bonus-Plänen
Gegenwind für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Seine Pläne, den Corona-Bonus nur an bestimmte Pflegekräfte zu zahlen, rufen in der Branche deutliche Kritik hervor.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den im Koalitionsvertrag vereinbarten Pflegebonus nur an einen begrenzten Kreis von Pflegekräften zahlen. So soll er vor allem Pflegefachpersonen bezahlt werden, die in der Coronapandemie besonders belastet waren. Nur so könne der Bonus auch in nennenswerter Höhe angesetzt werden. Dies hatte er jüngst in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt.
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), lehnt das ab: “Wir erleben das 3. Déjà-vu zum Pflegebonus. Nur dass es keine Erinnerungstäuschung ist, sondern bereits zweimal Realität war.” Grundsätzlich sei eine Bonuszahlung allein der falsche Weg. “Wiederholt werden sollen Dinge, die bereits in der Vergangenheit zu Ungerechtigkeiten und Unfriede in der Berufsgruppe geführt haben. Der jetzige Ansatz der Zahlung eines Bonus an einen bestimmten Personenkreis der Profession Pflege verstärkt dies noch.”
Auch die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz übt Kritik. „Die Corona-Prämie nur an bestimmte Pflegefachpersonen auszuzahlen, halten wir nicht für den richtigen Schritt”, sagte Vizepräsidentin Andrea Bergsträßer. Nicht nur das Pflegepersonal auf den Intensivstationen leiste hervorragende Arbeit, sondern auch beruflich Pflegende anderer Bereiche. “Wir befürchten, dass eine solche Ausgrenzung zu einer Polarisierung innerhalb der Berufsgruppe führt.”
Arbeitgeberverband schlägt Kompromiss vor
Der Arbeitgeberverband Pflege brachte hingegen einen Kompromiss ins Spiel. Auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ teilte der Verband mit, dass alle Beschäftigten in der Pflege in den Genuss eines Corona-Bonus kommen sollten. Denkbar sei aber ein höherer Bonus für die Beschäftigten in der Pflege, die täglich Corona-Erkrankte versorgten und dadurch einem erhöhten Risiko einer Ansteckung ausgesetzt seien, schlug der Verband vor.
Auf wenig Gegenliebe stößt das Vorhaben auch bei der Opposition. “Gesundheitsminister Lauterbach setzt hier das falsche Signal. Die versprochen Bonuszahlungen nur einem kleinen Kreis von Pflegekräften zukommen zu lassen, wäre wirklich schäbig. Anders kann man es nicht sagen. Nahezu alle Beschäftigten im Gesundheitssystem ächzen unter der Last von Corona. Da ist es doch das Mindeste, allen den Bonus auszuzahlen”, forderte Janine Wissler, Vorsitzende der Partei “Die Linke”. Für die Zukunft plädiert Wissler für grundlegende Reformen. “Mit der Pflege darf zukünftig kein Profit mehr gemacht werden. Das muss die Richtschnur sein. Die Pflege muss in dem Umfang finanziert werden, indem sie gebraucht wird. Es geht um elementare Daseinsvorsorge, nicht um ein x-beliebiges Geschäftsfeld. Der Koalitionsvertrag der Ampel springt hier zu kurz. Da muss dringend nachgebessert werden.”
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