08. Dez 2020 | News
Zweite Welle trifft Pflegeheime hart

"Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge", sagt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann und verbindet dies mit dem Appell an die Angehörigen und Bekannte von Altenheimbewohnern, das problematische Infektionsgeschehen und die zusätzlichen Belastungen für das Pflegepersonal zu bedenken. Danach solle jeder für sich entscheiden, wie wichtig und notwendig ein Besuch derzeit für ihn selbst und den Bewohner sei. Am sichersten bleibe nach wie vor, die Zahl der Kontakte weitgehend zu reduzieren. "Uns ist bewusst, wie schwierig das im Einzelfall sein kann", sagt Heinz-Josef Kessmann: "Auf keinen Fall wollen wir zurück zu einer Schließung der Altenheime wie im Frühjahr". Aber größte Vorsicht bleibe geboten. Am schwierigsten sei die Lage derzeit in zwei Einrichtungen in Münster und Wesel. Hierfür habe die Fachhochschule Münster schon um Freiwillige mit pflegerischer Vorbildung geworben, um insbesondere die Nachtdienste noch besetzen zu können. Denn Infektionsfälle gebe es nicht nur bei den Bewohnern sondern eben auch unter den Mitarbeitenden, berichtet Anne Eckert, Referatsleiterin Altenhilfe im Diözesancaritasverband Münster. Als sehr hilfreich, um Infektionen im Großteil der Altenheime zu vermeiden oder die Zahl niedrig zu halten, hätten sich die Schnelltests erwiesen, so Eckert. Damit würden immer wieder symptomlose Mitarbeitende und Besucher als positiv identifiziert. Nach Statistiken des Robert-Koch-Instituts seien die Tests eher zu sensibel und zeigten eine Infektion, die sich nach einem weiteren Test nicht bestätigt. Entsprechend unwahrscheinlicher sei es, dass tatsächlich Infizierte unerkannt bleiben.
Das saarländische Sozialministerium meldete ebenfalls am 7. Dezember aktuell seien 47 von 150 saarländischen Pflege- und Altenheime von Corona betroffen. Darunter seien 16 Einrichtungen in denen nur Bewohnerinnen und Bewohner und 19 Einrichtungen in denen nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert sind. In 12 Einrichtungen gebe es sowohl infizierte Bewohnerinnen und Bewohner als auch infiziertes Personal. Zurzeit leben den Angaben des Ministeriums nach rund 13.000 Menschen in saarländischen Pflege- und Altenheimen die von etwa 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden. Hiervon seien aktuell 379 Bewohnerinnen und Bewohner und 153 Betreuerinnen und Betreuer mit Covid-19 infiziert. Die Zahl an infizierten Bewohnerinnen und Bewohner bewege sich zwischen einem und 80 Fällen pro Einrichtung. Von den 28 Einrichtungen, in denen aktuell Bewohnerinnen und Bewohner infiziert sind, habe ein Haus 80 und ein Weiteres 42 Betroffene gemeldet. Bei neun Einrichtungen seien weniger als 40 Bewohnerinnen und Bewohner infiziert. Fünf dieser neun Einrichtungen wiesen weniger als 20 Fälle auf. In 17 Einrichtungen seien weniger als zehn Fälle bekannt, davon 10 mit nur einem bestätigten Fall.
"Die Situation in den saarländischen Pflege- und Altenheimen darf nicht unterschätzt werden. Wir wollen und müssen unsere vulnerablen Gruppen weiterhin schützen. Unsere Heimaufsicht ist täglich in den Einrichtungen vor Ort und unterstützt die Pflegerinnen und Pfleger beziehungsweise die Träger in dieser schwierigen Situation", so Sozialministerin Monika Bachmann (CDU).
Kürzlich war bekannt geworden, dass in einigen Pflegeheimen die Versorgung auf der Kippe steht .

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