Im Ozean und den sonstigen Gewässern der Pflege tummeln sich viele Fische. Jede Art hat ihre Berechtigung und auch ihr eigenes Umfeld. Oft entwickeln sich Synergieeffekte. Manch einer ist sogar von einem anderen abhängig, um zu überleben.
VW hat bei Abgastests mit Affen mitgemischt. Das ist ein Hammer. Und der VW-Cheflobbyist Steg musste schon sehr schnell seinen Hut nehmen. Eine Konsequenz wenige Tage nach Bekanntwerden der Versuche. Eine Welle der Entrüstung ging zu Recht durch unsere Republik. Bundeskanzlerin Merkel verurteilte die Diesel-Schadstoffversuche an Affen scharf und forderte Aufklärung. "Diese Tests an Affen oder sogar Menschen sind ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen", konnte ich vom Regierungssprecher Steffen Seibert hören. Recht haben beide! Und auch der geschäftsführende Verkehrsminister Schmidt betonte, dass er als Tierschutzminister in keiner Weise bereit sei, solche Verhaltensweisen hinzunehmen. Die betroffenen Hersteller seien zu einer Sondersitzung des Verkehrsministeriums gebeten worden, um dort umgehend und detailliert zu informieren. Sie fragen sich, was das alles nun in einem Blog der "Altenheim online" zu suchen hat?
Während die Politik noch sondiert und verhandelt, kann die Pflege nicht länger auf Entscheidungen warten. Gefühlt sind sich alle Fraktionen einig, dass ein Sofortprogramm Pflege notwendig ist. Oder brauchen wir eine Zauberformel?
Nicht mehr lange, dann sind es schon 100 Tage, seitdem Deutschland gewählt hat. Immer noch sind wir ohne legitimierte neue Regierung. Fast wäre eine Jamaika-Koalition zum Zug gekommen. Trotz aller Differenzen gab es ein Thema, bei dem sich alle einig waren: Die Probleme in der Pflege müssen jetzt angepackt werden.
Die Pflege braucht große Veränderungen und alle hoffen, dass die nächste Regierung hier Fakten schafft. Doch die Pflege braucht auch kleine Veränderungen und jede oder jeder von uns kann die anstoßen. Wie? Zum Beispiel, indem wir Menschen zusammenbringen, die sich für gute Pflege einsetzen.
Vor knapp vier Wochen hatten wir die Wahl. Zu unser aller Überraschung rückte in den letzten beiden Wochen vor dem Wahltermin das Thema Pflege nochmal richtig in den Fokus. Da wurde über menschenwürdige Pflege, über Personalbemessung, über Bezahlung der Pflegekräfte und auch über die Attraktivität des Pflegeberufes diskutiert. Und alle Themen, die waren ehrlich gesagt nix Neues.
"Was wollen Sie konkret gegen den Pflegenotstand tun?" fragte der junge Krankenpfleger Alexander Jorde in der Wahlarena die Kanzlerin. Seine eindrückliche Schilderung der Zustände in der Pflege wird den Zuschauern länger in Erinnerung bleiben als die ausweichenden Antworten von Angela Merkel. "Pflegekräfte fallen nicht vom Himmel", stellte er fest, und die Antwort der Kanzlerin ließ mich aufhorchen: Man könne auch auf Pfleger aus dem EU-Ausland zurückgreifen.
Fachkräfte werden in der Pflege dringend gesucht. Es gilt, trotz Personalnot gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und um sie zu werben – zum Beispiel mit Freebies.
"Ihr seid so viele", habe ich kürzlich im Gespräch mit Pflegeaktivisten gesagt. "Warum werdet ihr nicht lauter?" Seitdem ging mir der Satz nicht mehr aus dem Sinn: »Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will«
Stellen Sie sich vor, es ist Samstag, Sie freuen sich auf zwei freie Tage mit ihrer Familie, haben Pläne gemacht – und da klingelt das Telefon. Eine Kollegin ist krank, Sie sollen einspringen. Und das, obwohl Sie ohnehin schon wenige freie Wochenenden haben. Wie fühlt sich das an? Das haben mir Pflegekräfte geschildert, für die das Holen aus dem Frei und die Unberechenbarkeit der Dienstpläne eine große Belastung ist.